Zwei Klassiker habe ich heuer im Sommer gelesen – Gogols „Die Nase“ und Ionescos „Die Nashörner“ – und beide Male ist gleich darauf etwas Schlimmes passiert:
Ein etwa Zwanzigjähriger stellte Gogols Erzählung fast wortwörtlich nach, aus dem Russischen ins Steirische übertragen: An einem Sonntagmorgen kam er in die Polizeidienststelle am Grazer Hauptbahnhof – und zeigte den Verlust seiner ganzen Nase an. Beamte fanden die Nase in einer Restmülltonne. Nun ermitteln Kriminalisten, wie es tatsächlich zum Verlust der Nase kam. Dem Mann wurde im LKH Graz die Nase zunächst erfolgreich angenäht. Da er nicht kooperativ gewesen sei (??), konnte die Nase aber nicht erhalten werden. (Gogol: „Hier werden die Ereignisse von einem Nebel verhüllt, und es ist unbekannt, was weiter geschah.“) Gogol gesteht am Ende, dass er seine Nasen-Geschichte selbst nicht versteht: „Ein solches unnatürliches Verschwinden einer Nase und ihr Auftauchen an verschiedenen Orten ist sehr sonderbar (…) was ich aber am allerwenigsten verstehe, ist, dass sich ein Autor ein solches Thema wählen kann. (…) Und doch: Solche Ereignisse kommen wirklich vor, - selten, aber sie kommen vor.“