Die deutsche Autorin Judith Schalansky erhält den Wortmeldungen-Literaturpreis 2023. Sie überzeugte die Jury mit ihrem Essay "Schwankende Kanarien", in dem sie sich vor dem Hintergrund der Klimakatastrophe mit Frühwarnsystemen der Menschheit angesichts drohender Kipppunkte auseinandersetzt. Ein "brillanter Text, der die Gefahren der Gegenwart auslotet", würdigte die Jury Schalansky. Der mit 35.000 Euro dotierte Preis wird am 16. Juni im Schauspiel Frankfurt verliehen. Schalansky wurde 2020 auch mit dem Christine-Lavant-Preis ausgezeichnet.
"Mit leichter Hand und in elastischer Sprache fügt Judith Schalansky ihre weit ausgreifenden Überlegungen zur Kulturgeschichte des Alarms ineinander, bis der Text selbst zum Medium der Agitation wird. Zum Signalgeber, wie man sich ihn wirkungsvoller kaum vorstellen könnte. Wo die Kanarienvögel schweigen, ist Gefahr. Wo Gefahr ist, darf die Literatur nicht schweigen", begründete die siebenköpfige Jury ihre Wahl.
Schalansky wurde 1980 geboren und lebt als freie Schriftstellerin und Buchgestalterin in Berlin. Ihre Werke wie der Bestseller "Atlas der abgelegenen Inseln" (2009), der Roman "Der Hals der Giraffe" (2011) und "Verzeichnis einiger Verluste" (2018) wurden in mehr als 25 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet.
Der Preis wird jährlich von der Crespo Foundation für herausragende literarische Kurztexte verliehen, die sich mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen. Zu den bisherigen Preisträgern zählen einige österreichische Autorinnen und Autoren: 2019 gewann Thomas Stangl, 2020 Kathrin Röggla. Valerie Fritsch schaffte es im Vorjahr auf die Shortlist. Vor zwei Jahren wurde die deutsche Autorin Marion Poschmann ausgezeichnet, im Vorjahr die belarussische Autorin Volha Hapeyeva.