Was man für eine gute Party braucht? Kiloweise Koks, Lastwägen voller Champagner, eine Horde hemmungsloser Filmstars und natürlich einen Elefanten. Das liegt auf der Hand: Denn hätte man ein totes Showgirl an der tobenden Partygesellschaft vorbei hinauszutransportieren, könnte man die Meute mit dem Dickhäuter ablenken. Und wie!
Inszeniert als dekadenter Rausch, stellt diese Party eingangs des Höhepunkts in Damien Chazelles Drei-Stunden-Epos "Babylon – Im Rausch der Ekstase" dar. Die Kamera zoomt in schwindelerregenden Fahrten auf tanzende, koksende, kotzende, verruchte, enthemmte, machtbesessene und aufstiegsgeile Stars und Sternchen. Es ist, als hätte diese Party einen verschluckt.
Wie schon in seiner Musical-Hommage "La La Land" würdigt der Oscarpreisträger die Traumfabrik, die hier jedoch auch Albtraum ist. Er erzählt vom letzten Stummfilmjahr 1926 bis in die 1930er hinein. Es ist ein manischer Ritt in die Eingeweide der Filmproduktion, ein anarchischer Abgesang auf die Goldene Ära Hollywoods, ein letztes glorreiches Aufbäumen in einer Welt der kühnen Träume. Referenzen an Starlets, Schauspielikonen oder Klatschkolumnistinnen reihen sich in rasantem Tempo aneinander, die Selbstbespiegelung Hollywoods wird auf die Spitze getrieben und fügt sich nach unkritischen Arbeiten wie "Mank" und "Once Upon a Time in Hollywood" in den Reigen der Verneigungen.


Wie in einem Wimmelbild wuselt es vor überbordenden Szenen, schrägen Charakteren und schrillen Episoden: Margot Robbie spielt das erotische Abziehbild und die Möchtegern-Diva Nelly LaRoy bravourös, Brad Pitt verkörperten den alternden Star der biederen Tonfilmära, der Liebschaften und Hochprozentigem gar nicht abgeneigt ist und dem es schwerfällt, sich von Ruhm und Glanz zu verabschieden. Reale Stars der Zeit wie John Gilbert oder Clark Gable sind sozusagen in ihm kondensiert. Der Newcomer Diego Calva – eine Entdeckung – als Handlanger eines Filmmoguls bringt Emotionen und Träume in die ausufernde Leinwandparty.


Die Liebeserklärung ans Filmemachen, ans Set-Leben und an die PR-Maschinerie ist allgegenwärtig. Die Tragödie von "Babylon – Im Rausch der Ekstase" lässt sie aber nicht miteinander in Kommunikation treten. Es entpuppt sich teils so, als hätte man die Geschichtensammlung durch den Fleischwolf gedreht, wo am Ende eine einheitsbreiartige Masse entsteht. Eine, die in 189 Minuten manchmal brodelt, aber dann wieder nur köchelt.

Bewertung: ***