MEIN WENN UND ABER
Bewertung: ***

Warum soll man sich trotz Prekariat, Krisen und nach einem Burnout fortpflanzen? "Warum ist mir die Arbeit so wichtig?" Das sind Fragen, die sich der österreichische Regisseur Marko Doringer in seiner dritten radikal-subjektiven Dokumentation "Mein Wenn und Aber" stellt. Vor laufender Kamera. Er begleitet auch das befreundete Filmpärchen Paul-Julien und Catalina, Langzeitsingle Wolfram und seine taiwanesische Freundin Eva sowie Kollegen Shaheen und seine Frau Rukhsana. Es ist, als hätte er eine Männergeneration auf die Therapiecouch gesetzt. Schonungslos ehrlich, tragikomisch und selbstreflektiert erzählen sie, selbst mit abwesenden Vätern sozialisiert, vom Straucheln zwischen Beziehung, Beruf und Kindern. (js)

WAS MAN VON HIER AUS SEHEN KANN
Bewertung: ****

Der Streifen nach dem Bestseller von Mariana Leky ist ein beglückender Film. Aron Lehmann versammelt Schrulligkeiten und Stars in einem Dorf u. a. Karl Markovics, Corinna Harfouch, Luna Wedler, Rosalie Thomass. "Was man von hier aus sehen kann" ist ein Film, der nicht auf die Kitschbremse steigt, der die Schrulligkeiten aber dimmt, wenn es den Figuren oder der Handlung schadet. Es ist eine unsentimentale Interpretation von Zusammenhalt, Lebensentwürfen und Familienbanden über die Verwandtschaftsverhältnisse hinaus. "Was man von hier aus sehen kann" ist ein Leinwanderlebnis, das die gesamte emotionale Breite abdeckt, das Sterben genauso zelebriert wie das Leben, das Verlieben und Sich-Verleugnen. In analoger Ausstattung wird die Gegenwart gefeiert und vor Verschieberitis gewarnt. (js)
Ein Interview mit Karl Markovics lesen Sie hier.

AN EINEM SCHÖNEN MORGEN
Bewertung: ***

Mia Hansen-Løve hat in ihren Filmen einige nahestehende Menschen zu Leinwandfiguren gemacht. In "An einem schönen Morgen" erzählt sie von der Demenz ihres Vaters Ole (verkörpert von Pascal Greggory) und seinem nahenden Tod. Er ist ein Philosophie-Professor. Die Worte und Gedanken sind seine Welt. Eine Welt, die ihm langsam abhandenkommt. Seine Tochter, toll gespielt von Léa Seydoux als Alter Ego der Regisseurin, ist die Protagonistin. Sie ist Mitte 30, arbeitet als Dolmetscherin und ist die Mutter einer Achtjährigen. Mitten in den Turbulenzen tritt ein alter Bekannter in ihr Leben, sie beginnen eine leidenschaftliche Romanze. Ein analog gedrehter Abschiedsfilm, voller melancholischer Zärtlichkeit. (maw)
Eine ausführliche Kritik lesen Sie hier.

BLUEBACK – EINE TIEFE FREUNDSCHAFT
Bewertung: ***

Robert Connolly beweist mit seinem neuen Film, dass sich auch abseits vom CGI-Bombast von "Avatar 2" ansehnliche Unterwasserwelten mit umweltbewusster Botschaft erschaffen lassen. Meeresbiologin Abby (Mia Wasikowska) verschlägt es zurück in die Heimat, als sie schlechte Neuigkeiten ereilen: ihre Mutter (Liz Alexander) hat einen Schlaganfall erlitten. Mittels Rückblenden wird auf die Vergangenheit der engstirnigen Umweltaktivistin geblickt, deren Faszination und Kampfgeist spürbar auf die Tochter abfärbte. Das mit reichlich Pathos übergossene Drama lädt dann zum Staunen ein, wenn Zusehenden die überwältigende Artenvielfalt der Weltmeere anhand beträchtlicher Schnappschüsse nähergebracht wird. Aufrichtig erzählter Öko-Kitsch. (pog)



DIE INSEL DER ZITRONENBLÜTEN
Bewertung: ***

Emotionales Schwestern-Drama im Telenovela-Stil: Marina wurde einst als Jugendliche von ihren Eltern von Mallorca vertrieben. Warum, weiß sie nicht. Heute arbeitet sie als Ärztin in der Entwicklungshilfe in Afrika. Ihre Schwester Anna blieb auf der Insel. Nun haben die beiden eine Bäckerei geerbt und wollen sie schnellstens verkaufen. Doch Marina spürt eine besondere Verbindung zu dem Ort. Warum erben ausgerechnet sie das Haus? Wer war Lola? Benito Zambranos Bestseller-Verfilmung enthüllt berührend das Familiengeheimnis. (js)