Aus dem Alltäglichen heraus entfaltet Rutu Modan in ihren Geschichten eine große Wirkung. Die israelische Graphic-Novel-Künstlerin spinnt dünne Fäden, die am Ende das Netz eines ungeheuer komplexen sozialen Geflechts ergeben.
Wie in „Blutspuren“, einer Geschichte, die gerade eben als Paperback bei Carlsen erschienen ist: Vor dem Hintergrund eines Anschlages erzählt Modan die Geschichte des Taxifahrers Kobi Franco. Als sich eines Tages eine gewisse Numi Hermann bei ihm meldet, die behauptet sein Vater wäre möglicherweise bei dem Anschlag ums Leben gekommen, nimmt die Spurensuche Fahrt auf – aber nur beiläufig, wie alles bei Rutu Modan. Beziehungen, Nahostkonflikt, Trauer – irgendwie beiläufig. Vielleicht gelingt es Modan gerade deshalb, eine Sogwirkung zu erzielen, die den Alltag der Menschen in Israel lebendig macht.
In der Graphic Novel „Tunnel“, die auch bei Carlsen erschienen ist, entfaltet Modan ein Abenteuer im Indiana-Jones-Stil. Nili Broshi, Tochter eines berühmten Archäologen, begibt sich auf eine Reise, die in das Westjordanland führt, um die Bundeslade zu finden: „Die schlechte Nachricht ist: Sie liegt hinter dieser Mauer vergraben, auf einem Gebiet, das die linken Verräter den Arabern überlassen haben“, sagt einer der Protagonisten. Araber, Juden, am Ende auch Terroristen mischen mit.