Ein Professor der Oxford-Universität soll heimlich biblische Papyrus-Schriften an eine US-Handelskette verkauft haben. Wie die renommierte britische Universität am Mittwoch mitteilte, hat sie inzwischen interne Ermittlungen zu dem Verdacht eingeleitet. Demnach gehören die Manuskripte zur Sammlung der Oxyrhynchus-Papyri, die tausende Dokumente aus der Antike umfasst.

Knapp ein Dutzend von ihnen soll der Spezialist für Papyrologie, Dirk Obbink, ohne Genehmigung veräußert haben. Archäologen hatten die auf Papyrus geschriebenen Manuskripte Ende des 19. Jahrhunderts in der Nähe der historischen Stadt Oxyrhynchus in Ägypten entdeckt. Die Sammlung gehört der Egypt Exploration Society (EES), einer Stiftung zur Finanzierung britischer Ausgrabungen in Ägypten, und wird in der Oxford-Universität aufbewahrt.

Der Verdächtige schweigt

Laut EES soll Obbink die Papyrus-Schriften an die US-Kette von Kunst- und Kunsthandwerksgeschäften, Hobby Lobby, verkauft haben. Mindestens elf Papyrus-Schriften sollen an das Bibel-Museum in Washington gegangen sein. Dieses schickte nach eigenen Angaben Fotos der Texte an die Stiftung und erklärte sich zudem zu ihrer Rückgabe bereit. Zu den Manuskripten zählen demnach Auszüge aus den Büchern Genesis und Exodus sowie Psalme.

Ein Oxford-Sprecher sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Universität wolle nun mit Hilfe eigener Ermittlungen die Vorwürfe klären. Obbink selbst reagierte nicht auf Bitten um eine Stellungnahme.

Das vor zwei Jahren eröffnete Bibel-Museum in Washington erzählt auf mehreren Etagen die Geschichte der Bibel. Finanziert wurde es von einer christlich-konservativen Familie, in deren Besitz sich auch Hobby Lobby befindet.