An der Grazer Oper hat der steirische Bariton Markus Butter noch nie gesungen, obwohl er seit 1998 auf großen Bühnen steht. Aber das wird sich jetzt ändern: Mit Beginn dieser Spielzeit gehört er dem Ensemble der Grazer Oper an, bei deren Eröffnungspremiere er in zwei Partien mitwirken wird. Im "Fernen Klang" von Franz Schreker singt er den Anwalt Dr. Vigelius und den Grafen. "Der Dr. Vigelius ist eine interessante Rolle - bei seiner Erzählung vom Wettkegeln im ersten Akt kann er seine rhythmischen Freiheiten genießen. Im dritten Akt, der fünfzehn Jahre später spielt, werden dann seine Phrasen deutlich länger. Der Graf hat im zweiten Akt die düstere Ballade von der glühenden Krone zu singen. Sie ist eine große Herausforderung, weil die Emotionen, die da hochkommen, im Orchester zu hören sind. Das Orchester ist das Schicksal, hat Schreker gesagt."

Seine musikalische Laufbahn hat Markus Butter, der in Kapfenberg in einer Familie aufgewachsen ist, in der "Singen mit den Tanten und Onkeln" zum guten Ton gehörte, sehr früh begonnen: Er war Mitglied der Wiener Sängerknaben und wurde in diesen Jahren nachhaltig geprägt: "Bei den Sängerknaben ist durch das tägliche Singen die Verfleischlichung der Musik passiert." Einem seiner Sängerknaben-Kapellmeister ist er später wiederbegegnet: Josef. M. Doeller hat als Grazer Domkapellmeister dem jungen Bariton so manche Auftrittsmöglichkeit gegeben.

Doppelstudium

Nach der Matura in Kremsmünster schwankte Markus Butter bei der Berufswahl: In Graz studierte er am Johann-Joseph-Fux-Konservatorium und ab 1994 an der Musikhochschule, parallel dazu aber auch sechs Semester Medizin. Als er 1997 beim internationalen Wettbewerb "Das Schubert-Lied" in Wien den zweiten Preis gewann, waren aber die Weichen gestellt. 1998 wurde er Mitglied des Jungen Ensembles der Bayerischen Staatsoper, wo so "tolle Regisseure wie Günter Krämer oder Nikolaus Lehnhoff mit uns Anfängern gearbeitet haben". Schon ein Jahr später wurde Butter in das Ensemble der Münchner Staatsoper übernommen, wo er blieb, "bis mir die ganz kleinen Rollen zu klein waren". An der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf bekam er ab 2001 große Partien zu singen, darunter den Escamillo in Bizets "Carmen", den er im Juni auch in Graz verkörpern wird. 2005 wechselte er an die Semperoper Dresden, der er zehn Jahre lang angehörte und an der er viele große Rollen des lyrischen Baritonfachs, von Mozarts "Don Giovanni" bis zum Wolfram in Wagners "Tannhäuser", sang: "Das war kein leichter Abschied, da schluckt man schon."

Die Entscheidung für Graz fiel nicht zuletzt aus privaten Gründen: "Ich war lange Zeit im Ausland und konnte mich nie entwurzeln. Solange die Kinder noch klein waren, konnten sie bei mir sein, aber dann mussten wir entscheiden, wo wir sesshaft werden und die Kinder die Schule besuchen, und das ist Rottenmann, wo meine Frau zu Hause ist. Zwei Jahre lang bin ich zwischen Dresden und Rottenmann gependelt."

Ersatzheimat

Gastierte Markus Butter auch bei den Festspielen in Bregenz und Salzburg, wo er schon 2000 debütierte, tritt er auch regelmäßig im Theater an der Wien auf, so blieb er doch stets Ensemblemitglied. "Das Ensemble war meine Ersatzheimat. Es ist ein Fixpunkt. Wenn man viel reist und gastiert, ist es schwierig, eine Beziehung zu führen und eine Familie zu gründen - mir ist das Privatleben wichtig."

ERNST NAREDI-RAINER

"Der ferne Klang" von Franz Schreker. Premiere in der Grazer Oper: 26. September, 19.30 Uhr. Karten: Tel. (0 31 6) 80 00.