Am 5. November 1948 wurde die erst 28-jährige Wirtschaftsexpertin und Sektionschefin Margarethe Ottillinger an der Ennsbrücke bei Linz von den Sowjets verhaftet, in ein russisches Gulag-Lager verschleppt und zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Der Vorwurf: Spionage für die USA.

Der Fall erregte im Nachkriegsösterreich zwar großes Aufsehen, die wahren Hintergründe sind jedoch bis heute nicht ganz geklärt. 1955 wurde die spätere ÖMV-Vorstandsdirektorin aus der Haft entlassen. Ottillinger selbst erfuhr bis zu ihrem Tod 1992 nicht, warum sie sieben Jahre lang in sowjetischen Straflagern zubringen musste und wem sie das zu verdanken hatte.

Wirtschaftskrieg

"Universum History" verfilmt nun den "Fall Margarethe Ottillinger" mit Ursula Strauss in der Titelrolle. Seit 1. September  laufen die Dreharbeiten in der Martinek-Kaserne in Baden, gedreht wird weiters im Schloss Vöslau, in Retz und in Russland. Der Film  vermittelt anhand hochwertiger Reenactments sowie Interviews mit Zeitzeugen und Historikern eine Zeit, als der frühe Kalte Krieg im Herzen Europas nicht nur militärisch ausgetragen wurde, sondern auch ein unerbittlicher Wirtschaftskrieg war. Eine Zeit, der die junge Beamtin mit ihrer Durchschlagskraft und Wirtschaftskompetenz weit voraus war. Gedreht wird bis Mitte Oktober, geplanter Sendetermin für "Spiel mit dem Feuer: Der Fall Margarethe Ottillinger" ist  der 4. Dezember.

Ursula über Margarethe

Für Ursula Strauss ist die Rolle als Margarethe Ottillinger eine besondere Herausforderung. "Aber ich fühle mich sehr geehrt, dass ich diese Frau verkörpern darf, die Mut und Stärke bewiesen hat, und hoffe ihr gerecht zu werden. Es ist schwer vorzustellen, wie sie die Zeit der Gefangenschaft durchgestanden hat. Ich habe mir ein langes Radiointerview mit Margarethe Ottillinger angehört und empfand es als sehr spannend, wie sie über die Zeit in Russland reflektierte. Sie hat Russisch gelernt, konnte sich selbst verteidigen. Für sie war klar: Man muss die Sprache kennen, um Russland zu verstehen." 

Marshallplan

epo-film-Produzent Dieter Pochlatko zur Produktion: "Wir wollen mit diesem Film dazu beitragen, die Leistung Margarethe Ottillingers für die Republik in der Aufbauzeit nach dem Zweiten Weltkrieg zu dokumentieren. Durch ihr fachkundiges und diplomatisches Vorgehen hat sie es erreicht, dass Österreich die zweithöchste Quote aus den Wiederaufbaumitteln des Marshallplans in Europa bekam."

Die  Produktion brignt auch neue Erkenntnisse im Fall Ottillinger. Das Drehbuch basiert auf Forschungsarbeiten des  Historikers Stefan Karner. Der Leiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgenforschung führt  im Film an die Originalschauplätze in Russland. "Bei der Aufarbeitung jahrzehntelang unter Verschluss gehaltener KGB-Verhörprotokolle stieß er auf Namen und Aspekte in Ottillingers Umfeld, die bisher nicht bekannt waren," verrät Pochlatko.