Du schaust aus wie ein Tenor und hast Gold in der Kehle, oder zumindest Silber", sagte ein Regisseur am Stadttheater St. Pölten Ende der 40er-Jahre zu Peter Minich und riet ihm dringend zu einer Ausbildung an der Musikakademie. Also drückte er dem jungen Schauspieler eine Arbeiterwochenkarte der ÖBB in die Hand, und dieser konnte nun fünf Mal die Woche mit dem Frühzug nach Wien pendeln.

Ein Fahrschein ins Glück. Zunächst hatte der Gastwirtsohn ja vorgehabt, nach der HTL Mödling Autokonstrukteur zu werden, aber mit seiner hell timbrierten Stimme lenkte er nach der Gesangsausbildung direttissima in Richtung Bühne. Zunächst ans Theater seiner Heimatstadt St. Pölten, dann via St. Gallen nach Graz, wo er von 1955 bis 1960 "mehr als das in der Branche bekannte Sprungbrett fand".

Glücktreffer

Und seine erste große Liebe: Die wunderbare Eleonore Bauer, mit der er an der Oper Triumphe feierte, wird es wohl nicht gewesen sein, die Minich in Hugo Wieners Musical "Keine Zeit für Liebe?" mit einer vorgesehenen, aber zu heftigen Watsche auch gleich einen Trommelfellriss verpasste. Intendant André Diehl hatte mit dem "1. Operettentenor" an seinem Haus einen Glückstreffer gelandet, der in "Spitzentuch einer Königin" von Johann Strauß debütierte und zum Erfolg von Cole Porters "Kiss Me, Kate" - das erste Musical in Graz überhaupt - Wesentliches beitrug.

Der Ruf des wendigen Sänger-Schauspielers blieb in Wien nicht lange ungehört. Marcel Prawy holte Minich 1960 an die Volksoper. Es war der Beginn einer unvergleichlichen Karriere. Rasch avancierte der Tenor mit der Sonderausstattung Schmelz und Charme zum Publikumsliebling, er war der Professor Higgins in "My Fair Lady", der Graf Danilo in der "Lustigen Witwe", der Adam im "Vogelhändler" und stellte sich mit feiner Stimmkultur in eine Reihe der Operettenkönige wie Rudolf Schock oder Richard Tauber. 50 Rollen und fast 3000 Auftritte sollten es für Minich an seinem Stammhaus bis zu seinem letzten Auftritt 2008 als Chinas Kaiser Altum in Puccinis "Turandot" werden.

Prächtiges Lebenswerk

Erst Anfang Juni wurde Minich für sein Lebenswerk mit dem "Goldener Schikaneder" ausgezeichnet. Den erstmals vergebenen Musiktheaterpreis nahm für den Parkinson-Kranken Guggi Löwinger (74) entgegen; Minich hatte die Tochter von Paul Löwinger geheiratet, nachdem seine Frau Eleonore 1965, erst 38 Jahre jung, an Krebs gestorben war.

"Das Alter kann man nur mit Humor nehmen. Und dabei weniger oft in den Spiegel schauen", hatte der Tenor 2008 in einem Gesundheitsmagazin gescherzt. Jetzt, mit 86 Jahren, verstummte die Ausnahmestimme von Peter Minich, dessen Credo stets lautete: "Ich spiele nie Rollen, ich spiele das Leben!" Abschied von einem großen Leben-Künstler.