Am Samstag feierte Russland die Neuauflage des Intervision Song Contests, eines Wettbewerbs, den Präsident Wladimir Putin als Gegenstück zum Eurovision Song Contest ausgerufen hatte – von dem Russland seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgeschlossen ist. In der Moskauer Live Arena traten 23 Künstlerinnen und Künstler vor rund 11.000 Zuschauerinnen und Zuschauern auf. Das Spektakel begann mit einer Grußbotschaft Putins und war ganz im Zeichen der politischen Botschaft inszeniert: Russland als kulturelles Zentrum im Gegensatz zum „dekadenten Westen“. Außenminister Sergej Lawrow versprach sogar, dass es bei dieser Show keine „Perversionen“ gebe – eine deutliche Spitze gegen die Vielfalt des ESC.
Musikalisch blieb die Veranstaltung eher unspektakulär. Zwar beeindruckten Bühnentechnik und Inszenierung mit computeranimierten Avataren, Lichtshows und jubelndem Publikum, doch die Songs wirkten meist banal. Immer wieder betonten die Moderatoren, dass die teilnehmenden Staaten – neben Russland auch China, die Brics-Länder und afrikanische Staaten – angeblich vier Milliarden Menschen vertreten würden. Weniger künstlerisch als politisch wirkte auch die auffällige Werbung einer russischen Großbank.
Deep Purple-Sänger: „Ich weiß, dass in Russland die Wahrheit lebt“
Für Russland ging Jaroslaw Dronow alias Shaman an den Start – ein enger Propagandasänger des Kremls, der sogar auf der EU-Sanktionsliste steht. Er performte den Song „Straight to the heart“, kündigte aber an, auf eine Bewertung zu verzichten, „um der Peinlichkeit entgegenzuwirken, am Ende zu gewinnen“. So sicherte er dem vietnamesischen Teilnehmer Duc Phuc den ersten Platz, gefolgt von Kirgisistan und Katar.
Begleitet wurde der Abend von einer auffälligen Abwesenheit: Die griechisch-australische Sängerin Vassy, die eigentlich für die USA antreten sollte und sich seit Jahren für LGBTQ-Rechte engagiert, erschien nicht. Ihr Fehlen wurde offiziell mit „politischem Druck der australischen Regierung“ begründet – eine Erklärung, deren genaue Bedeutung im Unklaren blieb. Ihre Teilnahme wäre in Russland ohnehin heikel gewesen, da ihr Engagement dort als extremistisch gelten könnte.
Die USA waren dennoch in der Jury vertreten. Mit dabei: Joe Lynn Turner, einst Sänger bei Rainbow und Deep Purple, heute bekennender Putin-Anhänger. Schon 2015 erklärte er bei einem Auftritt auf der annektierten Krim: „Ich weiß, dass in Russland die Wahrheit lebt“.