Zersplitterte Fensterscheiben, eingestürzte Wände, verwahrloste Vorgärten: Was man auf gut Kärntnerisch als „Gstättn“ bezeichnen würde, ist auch in den USA nicht besonders beliebt. Zumal dort diese Anzeichen von städtischer Verwahrlosung auch als Vorboten für erhöhte Kriminalität in der Umgebung gelten. Wissenschaftler wollen das nun ganz genau herausfinden: Mit einem Forschungsprojekt, das Geodaten mit Zahlen der Kriminalitätsstatistik verknüpft.

Federführend dabei ist die Louisiana State University in Baton Rouge, wo der Österreicher Michael Leitner am Institut für Geografie und Anthropologie arbeitet. Gemeinsam mit der FH Kärnten untersucht er, wie Ursachen für Verbrechen und ihre räumliche Verteilung zusammenhängen. Sein Kollege Gernot Paulus, Professor am Geoinformatik-Studiengang, hat mit Leitner gemeinsam die Idee geboren, die FH-Studentin Judith Stratmann in die Tat umgesetzt hat: „Die Frage, ob lokaler Stadtverfall mit hoher Kriminalität einhergeht, ist deshalb interessant, weil so Konzepte für die Stadtentwicklung erarbeitet werden können. Unsere Daten liefern somit die Grundlagen für Entscheidungen der Stadtverwaltungen“, so die Forscher. In Baton Rouge sei das bereits geschehen.

Dort wurde ein Auto mit Videokameras und einem Ortungssystem ausgestattet. Bei der Fahrt durch die Stadt entstanden Bilder, die Stratmann für ihre Masterarbeit, unterstützt durch ein Marshall-Plan-Stipendium, vor Ort auswertete. Überall, wo Zeichen des Verfalls sichtbar waren, setzte sie eine Ortsmarkierung. So entstand eine Karte, die urbane „Hotspots“ zeigte.

Überschneidungen mit Kriminalitäts-Hotspots werden so sichtbar. Laut Paulus könnte man damit sogar die Wahrscheinlichkeit von Straftaten bestimmen. „Das untersuchen wir gerade in anderen gemeinsamen Projekten. Es ist erstaunlich, wie wichtig Geodaten in immer mehr Gebieten werden. Das verblüfft mich auch noch nach 18 Jahren als Geoinformatiker.“