Großeinsatz in Fürnitz: Freitag, um 4.25 Uhr in der Früh, stießen im Bahnhofsbereich zwei Güterzüge zusammen. Ein deutscher Triebfahrzeugführer (36) aus dem Bundesland Sachsen war mit einem Zug von Thörl-Maglern kommend in Richtung Villach unterwegs. Zur gleichen Zeit steuerte ein Triebwagenführer (45) aus dem Bezirk Villach einen Güterzug von Villach nach Thörl-Maglern.

Lärmschutzwand durchbrochen

Dabei prallte aus bisher ungeklärter Ursache der vom Deutschen gelenkte Güterzug gegen die hinteren fünf, mit Kerosin gefüllten Waggons des anderen Zuges. Durch den Zusammenstoß entgleisten laut Polizei zumindest die zwei Triebfahrzeuge des deutschen Triebwagenführers, durchbrachen die angrenzende Lärmschutzwand und kamen auf einem dahinterliegenden Parkplatz eines Wohnblocks zum Stillstand. Am Parkplatz wurden drei dort abgestellte Pkw beschädigt. Beim Zusammenstoß entzündete sich die Ladung der Waggone selbst.

Der 36-Jährige wurde unbestimmten Grades verletzt und war in seinem Führerhaus eingeschlossen. Er musste von den Feuerwehren unter Einsatz schweren Gerätes befreit werden und wurde nach Erstversorgung vom Rettungsdienst ins LKH Villach eingeliefert. Der 45-Jährige wurde bei dem Unfall nicht verletzt. Ein bei den Triebwagenführern durchgeführter Alkotest verlief negativ. Insgesamt standen 17 Feuerwehren mit 250 Frauen und Männern im Einsatz.

Als Erster am Einsatzort war Christopher Tiefnig von der Freiwilligen Feuerwehr Fürnitz. "Wir haben auf der Zufahrt schon die Flammen gesehen und die Folgealarmierungen für den Großeinsatz gesetzt", erzählt er. "Dann haben wir zu löschen begonnen und die Lage erkundet. Von Anrainern haben wir dann erfahren, dass sich der Lokführer noch im Zug befindet", so Tiefnig. Die Kameraden konnten den Mann aus dem Zug ziehen. "Zum Glück ist da nicht mehr passiert."

Die weiteren Arbeiten hätte die Wehr auf der Rückseite der Bahntrasse durchgeführt, wo Kerosin aus einem Kesselwagen ausgeronnen sei. Tiefnig: "Die Lage war zunächst unübersichtlich, auch die Kollegen anderer Feuerwehren konnten nicht direkt zum Kesselwagen gehen, die Leitungen mussten noch geerdet werden. Mit dem nötigen Sicherheitsabstand und dem Landeschemiker haben wir das abgearbeitet."

Ein entgleister Waggon beschädigte ein parkendes Auto
Ein entgleister Waggon beschädigte ein parkendes Auto © Helmuth Weichselbraun

"Keine Gefahr für Menschen"

Der Schaden ist enorm, kann derzeit aber noch nicht beziffert werden. In einer Pressekonferenz Freitagnachmittag informierten Land und ÖBB, dass bei dem Unfall bis zu 80.000 Liter Kerosin ausgetreten sind. Ein Teil davon ist über das Erdreich auch in das Grundwasser gelangt. "Es besteht derzeit keine Gefahr für Menschen", versichert Gerd Kurath vom Landespressedienst. Das Trinkwasser vor Ort sei nicht betroffen. Örtliche Nutzwasserbrunnen von Firmen dürfen aktuell aber nicht verwendet werden. Es bestehe keine Explosionsgefahr.

Auch Landeschemiker Johannes Striedner war am Freitag am Unfallort. Die weitere Vorgehensweise wurde erarbeitet. "Jetzt liegt der Fokus auf der Dekontamination des Erdreiches und auf dem Abpumpen des Kerosins aus den Waggons und vom Grundwasser", so Kurath.

"Apokalyptische Szenen"

Nach mehrstündiger Besprechung steht mittlerweile fest: "Mit den Aufräumarbeiten und der Wiederherstellung der Infrastruktur wird sofort begonnen", so Rosanna Zernatto-Peschel, ÖBB-Pressesprecherin. Die Dauer der Aufräum- und Bergemaßnahmen könne derzeit noch nicht abgeschätzt werden, die Arbeiten werden das ganze Wochenende über fortgesetzt. Zernatto-Peschel am Freitagnachmittag: "Es wird Tage, wenn nicht Wochen dauern."

Das werde wohl eine Baustelle für die nächsten Monate sein, befürchtet Bürgermeister Christian Poglitsch: "Die Szenen an der Unglücksstelle waren schon ziemlich apokalyptisch." Die Waggons sind ineinander verkeilt und meterhoch aufgetürmt.

"Waggon völlig zerstört"

Angesichts dieser Wucht müsse man froh sein, dass nicht mehr passiert sei, sagte auch Einsatzleiter Michael Miggitsch. "Vier Waggons liegen komplett auf der Seite, ein Waggon ist völlig zerstört." Neben den  Feuerwehren waren auch elf Polizeistreifen, das Landeskriminalamt, der Polizeihubschrauber Libelle, Notarzt und mehrere Rettungsfahrzeuge im Einsatz. "Die Zusammenarbeit der Feuerwehren war ausgezeichnet, nur so konnte Schlimmeres verhindert werden", so Miggitsch.

Bahnstrecke und Straßen gesperrt

Die Nah- und Fernverkehrszüge der ÖBB werden laut Zernatto-Peschel über den Großverschiebebahnhof Villach-Süd umgeleitet, wobei die Haltestelle Fürnitz bis auf Weiteres nicht bedient werden kann. Zur Erleichterung der Bergemaßnahmen wurde für die S-Bahn Linie S4 zwischen Villach und Arnoldstein ab heute, Freitag, 10 Uhr ein Schienenersatzverkehr eingerichtet, so die ÖBB-Sprecherin. Der Schienenersatz bleibt bis einschließlich Sonntag aufrecht. 

Eine Luftaufnahme zeigt das ganze Ausmaß der Zerstörung
Eine Luftaufnahme zeigt das ganze Ausmaß der Zerstörung © Helmuth Weichselbraun