Das Land Kärnten kämpft seit Dienstagfrüh mit massiven IT-Problemen. "Derzeit sind große Teile unserer EDV ausgefallen", sagt Gerd Kurath, Chef des Landespressedienstes (LPD). "Mit verschiedenen Programmen, darunter Outlook, kann derzeit nicht gearbeitet werden." Erwischt hat es nicht nur das Amt der Kärntner Landesregierung (AKL), sondern auch alle acht Bezirkshauptmannschaften, den Landesrechnungshof und das Landesverwaltungsgericht. "Sie hängen an unserem System", sagt Kurath. Die gesamte Telefonanlage ist ausgefallen, das Mailsystem funktioniert auch nicht. Rund 3900 Mitarbeiter und etwa 3000 PC-Anschlüsse sind betroffen.

Externer Zugriff auf IT

Bei einer Pressekonferenz am Dienstagmittag hat Kurath bestätigt, dass ein Hackerangriff die Ursache für die Probleme ist. "Um 5.45 Uhr in der Früh wurde bemerkt, dass es einen externen Zugriff auf unser IT-System gibt", sagt Kurath. Es sei daraufhin das gesamte EDV-System heruntergefahren worden, um das System selbst sowie die Daten zu schützen. "Derzeit wird versucht, alles wieder hochzufahren", sagt Kurath. Das brauche aber Zeit, sodass es noch länger dauern werde, bis alles wieder reibungslos funktioniere. "Wie lange, ist noch nicht abschätzbar", sagt Kurath.

Nur dringlichste Aufgaben

Dienstagnachmittag stand dann fest: Das Land Kärnten und alle anderen betroffenen Behörden gehen in den Notbetrieb. Nur die dringlichsten Aufgaben werden, sofern möglich, erledigt. All jene Tätigkeiten, bei denen man auf EDV-Systeme angewiesen ist, und das sind die meisten, sind nicht möglich. Wie lange dieser Notbetrieb dauern werde, können man nicht seriös sagen, so Kurath: "Es kann sein, dass einige Teile schon bald wieder funktionieren, aber Garantie gibt es keine." Mitarbeiter in der Landesregierung sollten, nach Rücksprache mit ihren Vorgesetzten, Mittwoch Urlaub nehmen oder Überstunden abbauen.

An den Bezirkshauptmannschaften seien Vorsprachen möglich, aber alle Aufgaben, die etwa mit Einzahlungen zusammenhängen, können nicht erledigt werden. Darunter fällt etwa auch die Ausstellung von Reisepässen. Überhaupt werde es bei der Bearbeitung von Akten zu Verzögerungen kommen. "Wir bitten alle Betroffenen um Verständnis", sagt Kurath.

Keine Lösegeldforderung

IT-Experten des Landes, eine Spezialeinheit der Polizei und ein externer Dienstleister sind mit der Fehlersuche und der Behebung des Problems beschäftigt. "Es wurde unter anderem eine Software installiert, um den Hackern auf die Spur zu kommen", so Kurath. Auskünfte zur möglichen Herkunft der Cyber-Angreifer und zur Art der Schäden wollte der LPD-Chef mit Verweis auf laufende Erhebungen nicht geben. "Derzeit ist es unwahrscheinlich, dass Daten gestohlen wurden oder verloren gegangen sind, aber ausschließen können wir das leider nicht", sagt Kurath. Dass die Hacker Kontakt mit dem Land aufgenommen oder Lösegeldforderungen gestellt hätten, sei ihm, Kurath, nicht bekannt.

Die Landesspitäler und Einsatzorganisationen sind von den Folgen des Hackerangriffs nicht betroffen. Sie haben andere IT-Systeme.

W32.Downadup

Den bislang letzten, öffentlich bekannt gewordenen großen Hackerangriff auf Kärntens Behörden hat es im Jänner 2009 gegeben: Damals hat ein Computervirus namens "W32.Downadup" das Computernetz der Landesregierung und jenes der Bezirkshauptmannschaften lahmgelegt. Dieser Internet-Wurm hat Passwörter ausspioniert, um an die Infrastruktur zu kommen. Rund 3000 Computer mussten damals vom Netz genommen werden, um größere Schäden zu verhindern. Nur schrittweise und erst nach etwa einer Woche war "W32.Downadup" besiegt.

Am Dienstagnachmittag will das Land erneut über den jüngsten Hackerangriff informieren.