Bis Montagnachmittag ist die Zahl der mit dem neuartigen Coronavirus infizierten Menschen in Österreich auf 16 gestiegen. Die jüngsten beiden Fälle betreffen eine Frau  in Wien, die sich an den Ärztefunkdienst gewandt hatte, sowie einen Mann in Salzburg, dessen Lebensgefährtin schon zuvor positiv getestet worden war.

Damit gab es bisher neun bestätigte Fälle in Wien, zwei in Tirol, zwei in Niederösterreich, zwei in Salzburg sowie einen in der Steiermark. Rund 350 Personen befinden sich in behördlicher Absonderung, sagte Franz Lang, stv. Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, bei einem Pressegespräch des Einsatzstabes im Innenministerium. "Das heißt nicht, dass sie erkrankt sind", betonte Lang. Die Betroffenen sind in engerem Kontakt mit Patienten gewesen, in den allermeisten Fällen befinden sie sich in Heimquarantäne, die in auch polizeilich überwacht wird. Alle seien aber "sehr, sehr kooperativ", sagte Lang. Auch die "Selbstversorgung" mit Hilfe des Umfelds laufe sehr gut, es habe noch keiner behördlichen Unterstützung bedurft, wiewohl diese vorbereitet gewesen wäre.

Todesfälle gab es in Österreich im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 keine, berichtete Brigitte Zarfl vom Gesundheitsministerium. Der überwiegende Teil der Infektionen nehme einen leichten Verlauf, als schwer gelte hingegen die Erkrankung eines 72-Jährigen, der seit geraumer Zeit im Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital auf der Intensivstation behandelt wird. Wo sich der Anwalt angesteckt hat, war weiter unklar, er ist nicht ansprechbar.

Erkrankter Wiener Anwalt weiter nicht ansprechbar

Beim neunten offiziell bestätigten Corona-Fall in Wien handelt es sich um eine Angehörige eines aus dem Bezirk Korneuburg stammenden Ehepaars, das sich mit dem Sars-CoV-2-Erreger angesteckt hat und das bereits seit mehreren Tagen in Behandlung steht. Wie der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) am Montag mitteilte, hatte die Frau den Ärztefunkdienst kontaktiert, als sich bei ihr Symptome zeigten.

Die Patienten zeige einen "milden Krankheitsverlauf" und sei daher in häuslicher Quarantäne, hieß es. Damit gibt es in Wien und in österreichweit vorerst nur einen Patienten, der schwer erkrankt ist. Dabei handelt es sich um einen Anwalt, der zunächst mit Symptomen einer schweren Gruppe in der Rudolfstiftung behandelt wurde und - nachdem sich sein Gesundheitszustand verschlechtert und er positiv auf das Coronavirus getestet wurde - ins Kaiser-Fanz-Josef-Spital überstellt wurde. Gerüchte, denen zufolge sich inzwischen auch Mitarbeiter seiner Kanzlei in Quarantäne befänden, trat der KAV entgegen. Die Kanzlei sei "nicht im Gefährdungsradius", alle Mitarbeiter seien negativ getestet worden und würden auch aktuell keine Symptome zeigen, hieß es auf APA-Anfrage. Wie sich der Anwalt infiziert hat, steht nach wie vor nicht fest.

Unklar war am Montagnachmittag, wie es mit den beiden infizierten deutschen Touristen weitergeht, die sich in einem Privatquartier in der Bundeshauptstadt in Quarantäne befinden. Sie hatten sich testen lassen, nachdem Symptome aufgetreten waren. Sie dürften sich bei einer Karnevalveranstaltung in ihrer Heimat angesteckt haben. Ob sie die 14-tägige Quarantäne an ihrem Urlaubsort "absitzen" müssen oder von Rettungskräften professionell in ihre Heimat überstellt werden, war noch nicht entschieden.

Vier österreichische Urlauber, die in einem Hotel auf Teneriffa festsitzen, in dem mehrere italienische Feriengäste positiv auf das Coronavirus getestet worden sind, können sich mittlerweile frei in der Hotelanlage bewegen. Das sagte Außenministeriums-Sprecher Peter Guschelbauer auf APA-Anfrage. Ihre Quarantäne endet mit Ablauf der üblichen 14 Tage-Frist.

Informations-Hotline läuft heiß

Für die angelaufene Informationskampagne zur Aufklärung der Bevölkerung ortete Zarfl großen Zuspruch. Wer Coronavirus-Symptome aufweist oder befürchtet, erkrankt zu sein, soll sich an die Telefonnummer 1450 wenden. Dort gab es am Wochenende täglich "rund 2.000 Anrufe". Parallel dazu gibt es die Informations-Hotline der AGES unter der Telefonnummer 0800 555 621. Auch hier gab es am Wochenende täglich rund 2.000 Anrufer. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) laboriert laut seinem Büro an einer Halsentzündung, die für Montag ursprünglich angesetzte Pressekonferenz im Gesundheitsministerium wurde daher abgesagt.

Bisher wurden 2.120 Testungen in Österreich durchgeführt. Die Labor-Kapazitäten sollen erhöht werden. Neue Tests, die in rund zwei Wochen zur Verfügung stehen könnten, sollen "innerhalb einer Stunde oder noch kürzer" Ergebnisse liefern, sagte Zarfl.

Die Stadt Wien hat einen Pavillon des ehemaligen Geriatriezentrums "Am Wienerwald" zur Betreuung von positiv getesteten Patienten, die nicht in häusliche Quarantäne können, etwa Touristen, in Betrieb genommen. In Salzburg wurden 18 Mitarbeiter zweier Hotels in häusliche Quarantäne geschickt. Zuvor war bekannt geworden, dass sich ein mittlerweile erkrankter Mann aus Deutschland von 26. bis 28. Februar in den beiden Häusern aufgehalten hatte. In Graz wurde die Polizeiinspektion Jakomini in der Conrad-von-Hötzendorfstraße vorübergehend teilweise gesperrt, nachdem ein Mann mit Verdacht auf Coronavirus dort vorstellig geworden war. Die Örtlichkeit wurde desinfiziert. Im Grazer Straflandesgericht soll ab Montagnachmittag bei den Eingangskontrollen Fieber gemessen werden, um zu verhindern, dass Besucher Insassen infizieren.

Flüge gestrichen

Weil die Nachfrage nach Italien-Flügen wegen des Coronavirus stark gesunken ist, streichen die Austrian Airlines im März und April 40 Prozent ihres Italien-Angebots. Flüge nach China werden bis 24. April 2020 ausgesetzt, der Iran wird bis zum 30. April nicht angeflogen, teilte die AUA mit. In Italien sind die Strecken von Wien nach Mailand, Venedig, Bologna, Florenz, Rom und Neapel betroffen, in China die Destinationen Peking und Shanghai. Zuletzt waren die Flüge nach Peking, Shanghai und Teheran bis zum 28. März ausgesetzt worden.

Reisewarnungen

Wer sich in ein vom Coronavirus besonders stark betroffenes Gebiet begibt, geht womöglich nicht nur ein Gesundheits-, sondern auch ein finanzielles Risiko ein, warnte das Außenministerium, das die bestehenden Reisewarnungen (Sicherheitsstufe 5) für die Lombardei, Teile Venetiens und die chinesische Provinz Hubei auf mehrere Provinzen im Iran - betroffen sind unter anderem die Städte Teheran und Ghom - und Teile Südkoreas - darunter die Millionen-Städte Daegu in der Provinz Gyeongsangbuk-do und Incheon mit dem internationalen Flughafen Incheon International Airport - ausgedehnt hat. Sollte für jemanden eine Rückholaktion erforderlich werden, der sich ohne Notwendigkeit über eine partielle Reisewarnung hinweggesetzt hat, kann eine Kostenbeteiligung von bis zu 25.000 Euro auferlegt werden.