In weniger als zwei Wochen beginnen die Pfingstferien. Viele Familien zieht es über die Feiertage in Richtung Süden, manche an die Adriaküste bei Riccione oder Rimini. Die schweren Unwetter der vergangenen Tage in der Emilia-Romagna haben in der Ferienregion den Ausnahmezustand ausgelöst.

Vor dem Wochenende waren die Strandanlagenbetreiber der Adria-Gemeinden schwer beschäftigt. Heftige Regenfälle hatten zahlreiche Flüsse über die Ufer treten lassen. Ganze Bäume wurden vom Hochwasser mitgerissen. Das Resultat zeigte sich auch an den Adria-Stränden. Hier spülte das Meer das Treibgut wieder an.

In Lugo: Bauern versuchen ihre Tiere vor den Wassermassen in Sicherheit zu bringen.
In Lugo: Bauern versuchen ihre Tiere vor den Wassermassen in Sicherheit zu bringen. © (c) APA/AFP/ANDREAS SOLARO (ANDREAS SOLARO)


Vor Beginn der Ferien haben die Bademeister und Strandbad-Betreiber von Ravenna im Norden bis Cattolica im Süden nun alle Hände voll zu tun. Mit der Hilfe von Schaufelbaggern beseitigen sie das Treibgut, also Bäume, Äste, Holzstücke und Plastikabfälle. Der starke Wind und hohe Wellen der letzten Tage beschädigten mehrere Strandabschnitte. In Riccione beispielsweise wurde massenhaft Treibgut bis auf Höhe der dritten Liegestuhlreihe angespült. Im italienischen Fernsehen waren Bilder zu sehen, auf denen die Halterungen der Sonnenschirme vom Unrat aus dem Meer überdeckt wurden.

Überflutete Häuser in Cesena.
Überflutete Häuser in Cesena. © (c) APA/AFP/ALESSANDRO SERRANO (ALESSANDRO SERRANO)

"Wir müssen abwarten, dass das Meer sich beruhigt"

"Wir müssen abwarten, dass sich das Meer beruhigt", sagte Diego Casadei, Vorsitzender der Strandbad-Kooperative von Riccione. "Letztes Jahr wurde bereits Strand aufgeschüttet, wir müssen feststellen, wie viel Strand verloren gegangen ist. Jetzt müssen erst einmal die Halterungen für die Sonnenschirme wieder fest in den Boden gesetzt werden." Die Menge des angespülten Treibguts sei enorm.

Erst in zwei Wochen, zu Ferienbeginn, sei abzusehen, wie viel Strand tatsächlich vom Meer abgetragen worden sei. Für dieses Wochenende sind für die Emilia-Romagna weitere leichte Regenfälle angesagt. Ab dem 28. Mai soll an der Küste wieder gutes Wetter sein.

Die Straßen von Lugo.
Die Straßen von Lugo. © (c) APA/AFP/FEDERICO SCOPPA (FEDERICO SCOPPA)

Während die Bademeister der Adria-Gemeinden die Strände aufräumen, herrschten am Donnerstag im Landesinneren immer noch dramatische Zustände. "Eine Apokalypse aus Wasser und Tod", titelte die Zeitung La Repubblica. Die extremen Regenfälle der vergangenen Tage und die folgenden Überschwemmungen forderten neun Todesopfer in der Region. Mehr als 10.000 Menschen wurden aus ihren Behausungen evakuiert, 2600 Menschen können vorerst nicht in ihre Wohnungen zurückkehren. Besonders starke Überschwemmungen wurden aus den Städten Forlì, Cesena und Faenza gemeldet.

Bei Cesena wurde eine Frau vom Hochwasser mitgerissen, ihr lebloser Körper wurde 20 Kilometer weiter östlich gefunden. Insgesamt traten 21 kleinere Flüsse über die Ufer, aus 42 Gemeinden wurde Hochwasser gemeldet. Außerdem gab es Dutzende Erdrutsche in den Dörfern der Apenninen. Auslöser waren über zwei Wochen anhaltende starke Regenfälle. Die von der Dürre ausgetrockneten Böden konnten die Wassermassen nicht absorbieren, kleinere Flüsse traten über die Ufer und richteten schweren Schaden an. In Molinella bei Bologna stürzte eine Brücke ein. Der normalerweise harmlose, aber dieser Tage reißende Fluss Senio bei Faenza wurde einem Mann in seinem Auto zum Verhängnis. Das Fahrzeug wurde vom Wasser bis zu einer Unterführung weggespült, der Mann ertrank.

"Der Klimawandel hat Italien erreicht"

Die Schäden konnten am Donnerstag noch nicht abgeschätzt werden. Zivilschutz und Feuerwehr waren damit beschäftigt, Menschen aus ihren überfluteten Häusern oder aus isolierten Gemeinden zu retten. Der für den Zivilschutz zuständige Minister Nello Musumeci sagte am Donnerstag: "Der Klimawandel hat auch Italien erreicht. Wir haben es mit tropischen Verhältnissen, mit sehr langen Dürreperioden und kurzen Regenperioden zu tun. Die Folgen sind unübersehbar." Musumeci forderte ein Umdenken und einen "neuen Ansatz für das hydraulische System des Landes". Was dieser Tage in der Emilia-Romagna geschehen sei, habe sich bereits im vergangenen November bei Überschwemmungen auf der Insel Ischia mit zwölf Todesopfern gezeigt. "Das kann auch in anderen Landesteilen passieren", sagte der Minister. Besondere Aufmerksamkeit gelte nun der Provinz Ravenna. Hier wird befürchtet, dass einige Flüsse in den kommenden Stunden über die Ufer treten und das Stadtzentrum überschwemmen könnten.