Für Gleichstellung sind sie nicht. Als Männer bestehen sie auf die Vorherrschaft in der Familie, denn nur sie können "das Oberhaupt" sein. Jeden ersten Samstag des Monats beten deswegen in mehreren kroatischen Städten radikale Katholiken auf Knien. So auch am vergangenen Wochenende. Im ganzen Land versammelten sich mehrere Männergruppen. Darunter auch am Hauptplatz, am Ban-Jelačić-Platz, in der kroatischen Hauptstadt Zagreb.

Dass auf jede Welle der Frauenrechtsbestrebungen eine Gegenbewegung folgt, ist keine Seltenheit, weiß Politikwissenschaftlerin Judith Goetz. Dass sich der Antifeminismus aber immer häufiger zeigt und noch dazu aggressiver wird, habe damit zu tun, dass einige Errungenschaften spürbar geworden sind "und es Männer gibt, die mit diesem Privilegienverlust nicht klarkommen". In Kroatien komme hinzu, dass die "traditionelle Familie" einen zentralen Stellenwert einnimmt. "Frauen in Kroatien wird nicht nur vorgeworfen, Männer zu hassen, sondern auch die Familie zu zerstören", so Geotz. Dabei spiele Religiosität eine große Rolle. "Diese Männer beten, um die vermeintliche 'göttliche Ordnung' wiederherzustellen."

Männer beten auf Knien für Keuschheit und Vorherrschaft in der Familie
Männer beten auf Knien für Keuschheit und Vorherrschaft in der Familie © Sanjin Strukic/PIXSELL

Die Rolle der kroatischen Kirche

Ebenso gebetet wird für "Heimat, Frieden und Bekehrung des kroatischen Volkes". Dass die katholische Kirche in Kroatien immer wieder mit konservativen Werten und einem veralteten Geschichtsbild in Verbindung gebracht wird, überrascht dabei nicht. Gerade wenn es um Kroatien geht, sind Nationalismus und Religion eng miteinander verbunden.

Doch auch in Österreich trafen Jahr für Jahr kroatische Neofaschisten mit rechtsextremen Ustascha-Symbolen zusammen und nahmen an der umstrittenen Gedenkmesse am Loibacher Feld bei Bleiburg/Pliberk, Kärnten, teil. 2019 hatte die Kärntner Diözese Gurk-Klagenfurt der kroatischen Bischofskonferenz die Abhaltung eines Gottesdienstes untersagt, nachdem beim Treffen von 2018 die strengen diözesanen Vorgaben nicht vollumfänglich eingehalten wurden. Im März 2022 forderte der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser ein Verbot der Veranstaltung. 

Gegenbewegung

In Kroatien fanden am Wochenende zeitgleich zum Gebet Gegendemonstrationen von Frauen und Männern statt, die unter anderem gegen Femizide und die Gewalt an Frauen auf die Straße gingen. Noch im Jänner hatte die Theatergruppe "Kerekesh Teater" aus Varaždin, betrieben von Ljubomir und Jan Kerekeš, ein Foto in den sozialen Netzwerken veröffentlicht, das mehrere Männer kniend vor einem Topf Gulasch zeigt. Darunter schrieben sie: "Männer knien und beten, dass der Eintopf gelingt. Frauen sind nicht zum Kochen da. Wir bringen ihnen Gulasch, weil wir sie so lieben, wie sie sind."