Die Durchführung von Todesstrafen in Alabama wurde am Montag vorläufig ausgesetzt, nachdem bereits zum dritten Mal eine Hinrichtung abgebrochen werden musste. Das Death Penalty Information Center (DPIC), eine Plattform, die sich kritisch mit der Todesstrafe in den USA auseinandersetzt und Daten dazu sammelt, spricht von einer bisher beispiellosen Serie in den USA.

Am 17. November hätte Kenneth Eugene Smith mit einer Injektion getötet werden sollen. Doch das damit betraute Personal konnte eine Stunde lang keine intravenöse Leitung für die Verabreichung des tödlichen Wirkstoffes legen. Um Mitternacht endete das Datum, für welches die Hinrichtung genehmigt war, weshalb diese abgebrochen werden musste. 

Erst im September wurde die Hinrichtung von Alan Eugene Miller abgebrochen, auch aufgrund von Problemen, einen Zugang zu den Venen zu finden. Bei einer Untersuchung sagte Miller aus, er sei vom Gefängnispersonal über eine Stunde lang mit Nadeln gestochen worden. Er sei stundenlang senkrecht an einer Bahre festgeschnallt gewesen, bevor die Prozedur schließlich abgebrochen wurde.

Stundenlanger Todeskampf

Die Serie der abgebrochenen Hinrichtungen in Alabama begann 2018. Laut DPIC soll das Personal bei Doyle Hamm zwei Stunden erfolglos versucht haben, eine Leitung zu legen. Über zehn Mal sollen Nadeln in seine Füße gestochen worden sein, auch in der Leistengegend habe man versucht, einen Zugang zu legen. Dabei soll Hamms Blase durchbohrt worden sein. 

Nicht abgebrochen, aber höchst bedenklich war eine Hinrichtung im Juli dieses Jahres, auf die die Organisation Reprieve US aufmerksam gemacht hat. Die Hinrichtung von Joe Nathan James Junior habe nach Aussagen der NGO über drei Stunden gedauert. Die Hinrichtung am 28. Juli war für 18 Uhr angesetzt, James wurde aber erst um 21.27 für tot erklärt. Nachdem die Verantwortlichen zunächst behauptet hatten, an der Hinrichtung wäre nichts Ungewöhnliches gewesen, musste man schließlich Probleme einräumen – wieder beim Legen der intravenösen Leitung. James' Leiche wies eine Vielzahl von Einstichstellen, Blutergüssen und tiefe kleinere Schnittwunden und einen tiefen Einstich auf.

Todesstrafen-Hardlinerin als Gouverneurin 

Die Gouverneurin von Alabama, Kay Ivey, hat nun eine Untersuchung der Vorfälle und des Systems der Hinrichtungen angeordnet. Für die Dauer der Untersuchung sollen keine weiteren Hinrichtungstermine festgelegt werden. Ivey ist Republikanerin und vertritt eine harte Position bei der Todesstrafe.

So lehnte sie im Falle von James eine Begnadigung ab, die die Familie von dessen Opfer forderte. "Wir hatten gehofft, dass der Staat nicht einfach ein Leben nehmen würde, nur weil eines genommen wurde und wir haben Joe Nathan James Junior vergeben für seine Gräueltaten an unserer Familie", wird die Familie nach der Hinrichtung von AP zitiert. Ivey betonte, die Todesstrafe würde eine "unmissverständliche Botschaft senden, dass Alabama den Opfern häuslicher Gewalt beisteht".

Gouverneurin Kay Ivey betonte bereits ihren Willen, Hinrichtungen rasch wieder aufzunehmen: "Um der Opfer und deren Familien Willen, wir müssen das hinkriegen." Ivey schickte den Untersuchungen voraus, dass sie nicht glaube, dass die Gefängnisbehörden oder irgendjemand in der Exekutive für die Probleme verantwortlich seien.

Nebst grundsätzlicher Kritik an der archaischen Art, zu strafen, gibt es auch Zweifel an der Legitimität der Untersuchungen, etwa vom DPIC-Chef Robert Dunham. Er begrüßt zwar, dass die Hinrichtungen ausgesetzt werden, jedoch fehle dabei die Unabhängigkeit. Es dürfe nicht die Strafvollzugsbehörde selbst sein, die die Untersuchung durchführe. Diese hätte "eine Geschichte des Leugnens und Biegens der Wahrheit zu Fehlern bei Hinrichtungen". Der Behörde könne nicht vertraut werden, "seine eigene Inkompetenz und Unzulänglichkeiten angemessen zu untersuchen". 

Die Abläufe der Hinrichtungen in Alabama machen nicht zum ersten Mal Schlagzeilen, so war es etwa schon 2014 und 2016 zu bedenklichen Vorfällen gekommen.