Die französische Polizei hat am Ärmelkanal bei Dunkerque ein Lager mit rund 1500 Migranten geräumt, die von dort nach Großbritannien gelangen wollten. Wie Innenminister Gerald Darmanin am Dienstag mitteilte, habe er die Evakuierung des illegalen Lagers in Grande-Synthe angeordnet. Die örtliche Präfektur kümmere sich um die Unterbringung der Flüchtlinge.

Kürzlich war eine Notunterkunft in zwei beheizbaren Hallen im nahen Calais für rund 800 Flüchtlinge geschaffen worden. Die Betroffenen sollen dort aber nur kurzfristig beherbergt werden.

Seit Jahren versuchen Migranten, von den nordfranzösischen Hafenstädten aus nach Großbritannien zu gelangen. Ihre improvisierten Lager werden regelmäßig von der Polizei geräumt. In den vergangenen Monaten ist die Zahl der in Großbritannien nach einer Überfahrt mit kleinen Booten eintreffenden Flüchtlinge in die Höhe geschnellt.

Wie Innenminister Darmanin am Dienstag mitteilte, wurde in Dunkerque ein Schleppernetz zerschlagen, es habe 13 Festnahmen gegeben. Seit Jänner dieses Jahres seien damit 1.308 Schlepper festgenommen worden. "Diese Schleuser sind Kriminelle, die das menschliche Elend ausnutzen und für die illegale Einwanderung verantwortlich sind", schrieb der Minister auf Twitter.

Die britische Regierung hat nach dem Brexit ein rigides Einwanderungssystem eingeführt. Innenministerin Priti Patel will es Migranten erschweren, nach der Ankunft Asyl zu beantragen. Die Freizügigkeit zu verhindern, ist ein Brexit-Versprechen der Konservativen von Premierminister Boris Johnson. Großbritannien hat Frankreich Millionenzahlungen für einen besseren Grenzschutz zugesichert.

Zuletzt gab es wechselseitige Beschuldigungen, wer für den Anstieg der Migrantenzahlen verantwortlich ist. Großbritannien wirft Frankreich ungenügenden Einsatz an seiner Küste vor, Frankreich meint, die britischen Arbeitsmarktregeln lockten die Flüchtlinge an.