Der designierte US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden hat die Suche nach einer Kandidatin für die Vizepräsidentschaft lanciert. Der US-Demokrat stellte am Donnerstag ein Komitee vor, das ihn bei der Suche beraten soll. Angeführt wird das Gremium vom Bürgermeister von Los Angeles, Eric Garcetti, dem Ex-Senator Christopher Dodd, der Abgeordneten Lisa Blunt und Bidens Ex-Beraterin Cynthia Hogan.

Die Suche könnte sich über Wochen oder gar Monate ziehen. Biden hat angekündigt, zusammen mit einer Frau als sogenanntem "Running Mate" in den Wahlkampf gegen Präsident Donald Trump ziehen zu wollen. In der US-Geschichte gab es noch nie eine Vizepräsidentin, geschweige denn eine Präsidentin.

"Die Auswahl eines Vizepräsidenten-Kandidaten ist eine der wichtigsten Entscheidungen in einem Präsidentschaftswahlkampf, und niemand weiß das besser als Joe Biden", erklärte seine Wahlkampfmanagerin Jen O'Malley Dillon. Biden hatte US-Präsident Barack Obama acht Jahre lang als Stellvertreter gedient.

In den vergangenen Wochen sind schon eine Reihe von demokratischen Politikerinnen als potenzielle Kandidatinnen gehandelt worden. Darunter sind die Senatorinnen und früheren Präsidentschaftsbewerberinnen Kamala Harris und Amy Klobuchar, Michigans Gouverneurin Gretchen Whitmer und die frühere Regionalabgeordnete Stacey Abrams aus dem Südstaat Georgia.

Wiederholt genannt wurde auch die Senatorin Elizabeth Warren, die sich ebenfalls um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten bemüht hatte und die eine der wichtigsten Vertreterinnen des linken Parteiflügels ist. Allerdings dürfte Biden angesichts seines hohen Alters von 77 Jahren auf eine jüngere Kandidatin setzen. Er hat sich als "Brücke" für eine neue Generation von Politikern bezeichnet. Warren ist 70 Jahre alt.

Biden hat das Bewerberrennen bei den oppositionellen Demokraten de facto für sich entschieden: In den vergangenen Wochen warfen alle seine innerparteilichen Rivalen das Handtuch. Biden soll bei einem für August geplanten Parteitag formal nominiert werden, die Präsidentschaftswahl findet am 3. November statt.

Der frühere Vizepräsident setzt auf seine große politische Erfahrung und einen Kurs der politischen Mitte, um Trump zu besiegen. Allerdings gelten sein hohes Alter und seine Anfälligkeit für Versprecher und Aussetzer als Schwachpunkte.

Zuletzt ist Biden zudem durch den Vorwurf eines sexuellen Angriffs auf eine Mitarbeiterin im Jahr 1993 zunehmend unter Druck geraten. Die heute 56-jährige Tara Reade wirft dem langjährigen Senator vor, sie damals im US-Kongress unsittlich berührt zu haben. Bidens Wahlkampfteam hat den Vorwurf energisch zurückgewiesen. Biden selbst hat sich allerdings nicht geäußert.

Gegen Trump haben in der Vergangenheit zahlreiche Frauen den Vorwurf sexueller Übergriffe bis hin zur Vergewaltigung erhoben. Der Präsident hat alle Vorwürfe bestritten.

Biden sagt Sanders Mitsprache bei Parteitag zu

Der demokratische US-Präsidentschaftsbewerber Joe Biden will seinem früheren Mitbewerber, dem linken Senator Bernie Sanders, inhaltliche Mitsprache beim Parteitag der Demokraten im Sommer zusichern. Bidens Kampagne teilte am Donnerstag mit, man habe sich mit Sanders' Team auf eine Regelung zur Verteilung der Delegierten für den Parteitag geeinigt.

Ziel ist dabei, Sanders und seinen Anhängern aus dem linken Flügel Mitsprache zu geben und die Partei so zusammenzuführen. Biden gehört zum moderaten Flügel.

Sanders war vor gut drei Wochen aus dem Präsidentschaftsrennen der US-Demokraten ausgestiegen und hatte damit den Weg frei gemacht für eine Kandidatur des Ex-US-Vizepräsidenten Biden. Dieser ist nun der einzige verbliebene Anwärter seiner Partei und steht so quasi schon als Herausforderer von Amtsinhaber Donald Trump bei der Wahl im November fest. Offiziell soll er beim Parteitag der Demokraten im August als Präsidentschaftskandidat gekürt werden.