Der Markusplatz in Venedig, der trotz Überschwemmung wieder zugänglich war, ist am Samstag von Touristen gestürmt worden. Schlangen bildeten sich vor den Holzstegen, auf denen der Markusplatz erreichbar ist. Mit Gummistiefeln wateten Touristen über den Platz und fotografierten. Der Markusplatz ist der niedrigste Punkt der Lagunenstadt.

"Venedig muss sich aufraffen"

Die Schulen blieben am Samstag in der Lagunenstadt geschlossen, auch der öffentliche Wasserverkehr auf dem Canal Grande wurde nicht wieder aufgenommen. Bürgermeister Luigi Brugnaro machte seiner Stadt Mut. "Venedig muss der Welt beweisen, dass sich die Stadt wieder aufraffen kann", sagte er in einem Interview mit der römischen Tageszeitung "Il Messaggero". Er drängte auch zum Fertigbau des geplanten Dammsystems MOSE, das Venedig künftig vor Hochwasser schützen müsse.

Für Samstagvormittag kam es zu einem Wasserhöchststand von etwa 120 Zentimetern über dem normalen Meeresspiegel. Der Wert liegt weit unter jenem von Dienstag, an dem 187 Zentimeter erreicht wurden und fast die ganze UNESCO-Welterbestadt überschwemmt war. Es war der höchste Wert seit mehr als 50 Jahren. Am Sonntag wird wieder eine Flutwelle mit 160 Zentimetern über dem Meeresspiegel erwartet.

Nach der Flutwelle am Freitag beginnt Venedig mit der Erhebung der Schäden. Die Touristikbranche beklagt schwere Verluste; Besitzer von Ferienwohnungen meldeten, dass 35 Prozent der für die nächsten Monate gebuchten Aufenthalte storniert wurden. In Hotels betrugen die Stornierungen 15 Prozent, so der Touristikverband Confturismo.

Shop-Inhaber säubern ihre Geschäfte von Wasser und Schlamm. Inzwischen werden auch die Schäden geprüft, die das Hochwasser dem Kunsterbe der Stadt zugefügt hat. Von 120 Kirchen wurde die Hälfte überschwemmt, beklagte die venezianische Tageszeitung "Il Gazzettino". Fünf Vaporetti, die Wasserbusse Venedigs, und sechs Landungsbrücken wurden schwer beschädigt.

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Kostbares Holz weggeschwemmt

Auch die Gondolieri erlitten erhebliche Schäden. 25 Gondeln müssen repariert werden. Wegen der Flutwelle ging kostbares Holz verloren, das dem Gondelbau dient. Der Gondelbauer Alberto Della Toffola verlor im Wasser über 30 Holztafeln, die von der Flutwelle weggeschwemmt wurden. "Wir kaufen das Holz in Slowenien, es ist nicht einfach, das richtige Material für unsere Gondeln zu finden. Die Schäden sind groß", sagte Della Toffola laut der Tageszeitung "Corriere della Sera".

Die Kreuzfahrtindustrie, für viele eines der Hauptübel in der Touristik von Venedig, will helfen: Die Kreuzfahrtgesellschaften, die in Venedig halten und deren Schiffe seit jeher als Gefahr für die Lagunenstadt betrachtet werden, wurden zu Spenden aufgerufen. Costa Crociere will für die Stadt 100.000 Euro locker machen, kündigte die Reederei aus Genua in einer Presseaussendung an.