Am Flughafen von Barcelona wurden mehrere Dutzend Flüge vor allem der Gesellschaften Iberia und Vueling gestrichen. Die Flugverbindungen nach Wien sind jedoch derzeit nicht betroffen, wie der Flughafen Wien der APA auf Anfrage mitteilte. Auch Hafenarbeiter und Angestellte des Autobauers Seat legten die Arbeit nieder; die große katalanische Supermarktkette Bonpreu blieb ebenfalls geschlossen.

Der Zugverkehr verlief zunächst normal, allerdings seien die Sicherheitskräfte etwa am Hauptbahnhof von Barcelona verstärkt worden, hieß es. Demonstranten blockierten schon in der Früh mehrere Straßen der abtrünnigen Region. Im Laufe des Tages wurde mit weiteren Demonstrationen und Protestaktionen gerechnet.

Noch in der Nacht auf Freitag ist es zum vierten Mal in Folge zu Ausschreitungen gekommen. Mindestens elf Menschen seien festgenommen worden, teilte die Polizei der nordostspanischen Region in der Nacht zum Freitag auf Twitter mit. Es habe rund ein Dutzend Verletzte gegeben, berichteten örtliche Medien.

Die heftigsten Zusammenstöße gab es in der Regionalhauptstadt Barcelona. Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung setzten im Zentrum unter anderem Müllcontainer sowie Tische und Stühle von Straßencafés in Brand. Außerdem seien eine Bankfiliale und ein Bekleidungsgeschäft verwüstet worden, teilte die Polizei mit.

Vereinzelt kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Die Beamten seien erneut mit Steinen und Böllern angegriffen worden und hätten ihrerseits Schaumgeschoße eingesetzt, hieß es in Medienberichten.

Verhindern konnte die Polizei Zusammenstöße zwischen den Separatisten, die nach Unabhängigkeit für die wirtschaftlich starke Region im Nordosten Spaniens streben, und Rechtsradikalen, die eine Gegenkundgebung veranstalteten. Nach Schätzungen des spanischen Fernsehens waren auch nach Mitternacht in Barcelona noch Tausende Unabhängigkeitsbefürworter unterwegs. Demonstrationen gab es am Donnerstag auch in anderen katalanischen Städten wie Girona und Lleida.

Die Proteste hatten nach der Verurteilung von neun Separatistenführern zu langjährigen Haftstrafen begonnen. Wegen des gerichtlich für illegal erklärten Abspaltungsreferendums von Oktober 2017 hatte das Oberste Gericht in Madrid am Montag sieben ehemalige katalanische Spitzenpolitiker und zwei Anführer ziviler Organisationen schuldig gesprochen. Die Höchststrafe bekam der Ex-Vizeregionalchef Oriol Junqueras mit 13 Jahren Freiheitsentzug.

Der separatistische Regionalpräsident Quim Torra hatte die Gewalt in der Nacht zum Donnerstag erstmals kritisiert. "Das muss sofort aufhören. Es gibt weder einen Grund oder eine Rechtfertigung dafür, Autos in Brand zu stecken, noch für andere vandalische Aktionen", sagte er in einer vom Fernsehen übertragenen Erklärung.

Die sozialistische Zentralregierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez weist unterdessen die Forderungen konservativer Kräfte zurück, Katalonien erneut unter Zwangsverwaltung zu stellen, wie es schon nach dem Unabhängigkeitsreferendum vom Herbst 2017 geschehen war.

Der frühere katalanische Regionalpräsident Carles Puigdemont meldete sich am Freitagmorgen bei der Polizei in Brüssel, nachdem Spanien einen internationalen Haftbefehl gegen ihn erneuert hatte. Puigdemont habe dies aus freien Stücken getan, hieß es in einer Erklärung seines Büros. Er widerspreche den Vorwürfen der spanischen Justiz.

Der frühere Separatistenführer war 2017 nach Belgien geflohen. Die spanische Justiz wirft ihm Aufruhr und Zweckentfremdung öffentlicher Gelder vor. Einem früheren Auslieferungsbegehren waren die belgischen Behörden nicht gefolgt.