Bei einem mutmaßlich terroristischen Angriff auf ein Dorf im Zentrum Malis sind mindestens 95 Menschen getötet worden. Rund 20 Bewohner des "friedlichen Dorfes" galten zunächst noch als vermisst, wie die Regierung des westafrikanischen Krisenstaates am Montag mitteilte. Die Täter seien "bewaffnete Männer, vermutlich Terroristen" gewesen, hieß es.

Der Angriff in der Region Mopti richtete sich gegen ein von Menschen der Volksgruppe Dogon bewohntes Dorf auf dem Gebiet der Gemeinde Sangha. "Es werden alle Maßnahmen getroffen, um die Täter dieses Blutbades festzunehmen und zu bestrafen", erklärte die Regierung. Die Sicherheitskräfte in den Gebiet würden sofort verstärkt.

Häuser in Brand gesteckt

Bei dem Angriff wurden auch mehrere Häuser in Brand gesteckt und zahlreiche Tiere getötet. Eine Selbstverteidigungsmiliz der Dogon namens Dan Na Ambassagou verurteilte den Angriff als eine "Kriegserklärung". Weder der Staat noch die internationale Gemeinschaft kümmerten sich um die Bevölkerung, hieß es weiter.

"Die Schwelle des Unerträglichen ist erreicht: es ist Zeit für einen landesweiten Aufschrei", erklärte der Chef der UNO-Friedensmission Minusma in Mali, Mahamat Saleh Annadif. Die UNO verurteilte diesen Akt "unbeschreiblicher Barbarei" aus das Schärfste. Die Minusma unterstütze nun die Sicherheitskräfte in dem betroffenen Gebiet.

Ethnische Spannungen

Im Zentrum des Landes kommt es wegen ethnischer Spannungen immer wieder zu Gewalt; häufig spielt dabei auch der Kampf um die seltenen Weidegründe und Äcker in der trockenen Sahelzone eine Rolle. Im März waren bei einem Angriff auf ein anderes Dorf im Zentrum des Landes mindestens 130 Menschen getötet worden. Mali gehört einem UN-Index zufolge zu den zehn ärmsten Ländern der Welt.

Das österreichische Bundesheer ist in Mali präsent. Auch die deutsche Bundeswehr beteiligt sich mit rund 1.000 Soldaten an der UNO-Friedensmission zur Stabilisierung Malis und einem EU-Ausbildungseinsatz.

Im Norden und im Zentrum des Landes sind zahlreiche islamistische Terrorgruppen aktiv. Einige von ihnen haben der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Treue geschworen, andere wiederum Al-Kaida. Sie greifen häufig örtliche oder internationale Sicherheitskräfte an, große Angriffe auf Dörfer hingegen gelten als selten.

Weiterer Angriff in Burkina Faso

Im Norden Burkina Fasos kam es ebenfalls zu einem Überfall auf ein Dorf. 19 Menschen wurden dabei getötet. Laut Behördenangaben ereignete sich der Überfall am Sonntag im Bezirk Arbinda, unweit der Grenze zu Mali. An dem Überfall seien dutzende Angreifer beteiligt gewesen, hieß es weiter. Der westafrikanische Staat ist seit vier Jahren immer wieder Ziel islamistischer Anschläge. Zunächst konzentrierten sich die Angriffe auf den Norden des Landes. Inzwischen zielen sie zunehmend auf die Hauptstadt und den Osten ab. Seit 2015 starben fast 400 Menschen bei Anschlägen.