Nordkorea steht laut der deutsch-dänischen Hilfsorganisation Mission East wegen einer schweren Dürre vor der größten Hungersnot seit Jahren. "Wenn es nicht regnet in den nächsten zwei Wochen, dann droht eine Hungerkrise", warnte Mission-East-Gründer Kim Hartzner am Dienstag nach seiner Rückkehr aus dem weitestgehend isolierten Land in Peking.

Nach Missernten in den vergangenen zwei Jahren drohe auch heuer ein großer Teil der Frühernte auszufallen, weil es bisher nur an drei Tagen geregnet habe. Verschärft werde die Situation durch die internationalen Sanktionen gegen das stalinistisch regierte Nordkorea, die wegen widerholter Atomwaffen- und Raketentests verhängt wurden. Es gebe etwa zu wenige Ersatzteile für Wasserpumpen und Treibstoff für Traktoren. "Menschen bewässern die Felder per Hand mit Eimern oder Bechern", sagte Hartzner, dem in Nordkorea nach eigenen Angaben Dutzende unterernährte Kindern begegneten.

Nahrungslieferungen

Mission East lieferte im Mai mehr als 400 Tonnen Mais und andere Nahrung nach Nordkorea, mit der bis September mehr als 12.000 Menschen versorgt werden können. Um flächendeckend Hilfe leisten zu können, würden aber mehrere Zehntausend Tonnen Nahrung gebraucht. Es müssten mehrere Millionen Euro bereitgestellt werden, um den Schwächsten zu helfen, appellierte Hartzner an die Regierungen von Deutschland, Dänemark sowie den anderen EU-Staaten.

Anfang Mai berichtete auch das Welternährungsprogramm (WFP) auf Grundlage gemeinsamer Untersuchungen an Ort und Stellen mit der UNO-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO, dass mindestens zehn Millionen Menschen in Nordkorea Hunger drohe. Hartzner von Mission East schloss sich dieser Schätzung an.

Nordkorea ist nach mehreren Naturkatastrophen und aufgrund der eigenen Misswirtschaft seit vielen Jahren auf Nahrungshilfe von außen angewiesen. In den 90er Jahren kostete eine Hungersnot nach Schätzungen Hunderttausende Nordkoreaner das Leben. Nordkorea selbst spricht von der schlimmsten Dürre seit 100 Jahren.