Riesige vom stürmischen Wetter aufgepeitschte Wellen schlugen am Samstagnachmittag um das 1300 zumeist ältere Passagiere und Besatzungsmitglieder zählende 228 Meter lange Kreuzfahrtschiff „MS Viking Sky“. Ausgerechnet bei diesem Seegang und nur 4,6 Kilometer vor dem gefährlichen Küstenteil Hustadvika zwischen Molde und Kristiansund im nordwestlichen Norwegens gab es Motorprobleme. Dort sanken in der Vergangenheit bereits mehrere Schiffe. Um 14.00 Uhr schickte der Kapitän den SOS-Notruf aus, weil er die Sicherheit der Passagiere nicht mehr gewährleisten konnte. Denn das vielstöckige Schiff schaukelte hilflos Richtung Landfelsen, bis es der Mannschaft laut Rettungsdienst glückte die Anker erfolgreich auszuwerfen und die Schiffsposition damit zu stabilisieren.

„Fünf Helikopter fliegen nun im Pendelverkehr hin und her um die 1300 Passagier zu evakuieren. Laut Einar Knudsen vom Rettungsdienst ist das eine schwierige Operation mit hohem Risiko. Dies bei einer Windgeschwindigkeit von zeitweise 38 Knoten (über 70 Kilometer pro Stunde), laut der Zeitung VG.

© APA/AFP/NTB Scanpix/RUNE STOLTZ

Gegen 16.30 Uhr waren die ersten 100 Passagiere laut Polizei in Sicherheit. „Sie werden zu einem Sammelplatz geflogen, dann mit Bussen weiter zu einem nahen Hotel, wir wurden darüber informiert dass drei Personen leichtere Verletzungen erlitten haben“, sagte Borghild Eldöen vom Rettungsdienst dem Sender SVT. Die Zeitung VG meldete am späteren Nachmittag, dass acht Personen verletzt seien.

Jeder Helikopter konnte nur 10 bis 15 Personen gleichzeitig mitnehmen, meldete der öffentlich rechtliche Rundfunk NRK. Die Passagiere wurden dabei einzeln in die über dem Schiff schwebenden Helikopter gezogen, so NRK. „Es ist schwierig zu sagen ob die Passagiere in Lebensgefahr schweben, aber das ist der Grund warum wir das Schiff evakuieren.“, sagte Tor Gram Franck vom Rettungsdienst der Zeitung Dagbladet. „Das braucht Zeit aber es ist die einzige Chance bei acht Meter hohen Wellen“, sagte er.

© APA/AFP/NTB Scanpix/FRANK EINAR

Auch Rettungsschiffe wurden ausgesandt, doch bei dem Seegang konnten sie nicht helfen. Zumindest, so der Rettungsdienst, könnten sie die MS Viking Star möglicherweise abschleppen. Die Besatzung arbeitete am Nachmittag fieberhaft daran, die Motoren wieder in Gang zu bekommen, um die Evakuierung abbrechen zu können. Laut Dagbladet ist es gelungen, zumindest einen Motor wieder in Gang zu bringen.

„Das ist ein Drama, die Wellen sind 10 bis 15 Meter hoch“, sagte Küstenbwohner Odd Roar Lange der Zeitung Dagbladet. Er habe noch nie so etwas gesehen nicht einmal in einem Film.

Ein zufällig vorbeifahrender Touristenbus wurde angehalten, die Insassen mussten aussteigen, damit das Fahrzeug für die mit Helikoptern ankommenden Passagiere genutzt werden konnte, erzählte eine schwedische Touristin dem Sender SVT.

Das unter norwegischer Flagge laufende Kreuzfahrtschiff „MS Viking Sky“ gehört zur Reederei „Viking Ocean Cruises“ und hatte erst 2017 seine Jungfernfahrt. Es war auf dem Weg von Tromsö zur südlicher liegenden Küstenstadt und Ölindustriemetropole Stavanger. Insgesamt ist es für 930 Passagiere gebaut worden. Es gibt einen Spa-Bereich, Swimmingpool und mehrere Restaurants an Bord. 

Weiteres Schiff in Not

Im selben norwegischen ist unterdessen ein Frachter während eines Sturms ebenfalls in Seenot geraten. Bei dem Frachtschiff "Hagland Captain" sei am Samstagabend im Seegebiet Hustadvika ebenfalls der Motor ausgefallen, woraufhin es Schlagseite bekommen habe, teilte der südnorwegische Rettungsdienst mit.

Das norwegische Fernsehen berichtete, die Besatzung des Frachters habe sich auf dem Weg zum Kreuzfahrtschiff "Viking Sky" befunden, um bei dem dort laufenden Rettungseinsatz zu helfen. Nach Angaben des Rettungsdienstes wurden zwei Rettungshubschrauber umgeleitet, die auf dem Weg zur "Viking Sky" waren. Die Evakuierung des Kreuzfahrtschiffes verzögere sich dadurch. Die Menschen an Bord seien aber sicher. Die Polizei teilte mit, die neun Besatzungsmitglieder der "Hagland Captain" sollten von Bord geholt werden.