Vor einem Gericht in der Türkei hat am Montag der Prozess gegen den wegen Terrorvorwürfen inhaftierten US-Pfarrer Andrew Brunson begonnen. Er wird beschuldigt, die Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen sowie die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) unterstützt zu haben. Ankara stuft beide als Terrororganisationen ein.

Das Gericht in Aliaga in der westlichen Provinz Izmir entschied, dass der seit Oktober 2016 inhaftierte Angeklagte wegen Fluchtgefahr weiter im Gefängnis bleiben muss. Das Verfahren wird am 7. Mai fortgesetzt. Dem protestantischen Geistlichen drohen bei einer Verurteilung nach Angaben seines Anwalts bis zu 35 Jahre Haft.

"Keinerlei illegale Aktivität"

Der 50-jährige Pfarrer, der einer Kirche in der Küstenstadt Izmir vorstand, erklärte sich für unschuldig. Er liebe die Türkei und sei "in keinerlei illegale Aktivität verwickelt". Er bestritt, die Gülen-Bewegung unterstützt zu haben. Die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan macht die Bewegung für den Putschversuch von Juli 2016 verantwortlich.

Brunson erklärte, auch mit der PKK habe er nichts zu tun. Der Angeklagte lebt seit 1993 in der Türkei. Die Kirche in Izmir eröffnete er 2010.

Der Fall bedeutet eine erhebliche Belastung für die Beziehungen zwischen der Türkei und den USA. Washington setzt sich seit Brunsons Festnahme für seine Freilassung ein. Erdogan bot im vergangenen September an, Brunson gegen Gülen auszutauschen, der im Exil in den USA lebt und eine Beteiligung an dem Putschversuch bestreitet. Washington lehnt einen solchen Austausch ab.

An der Gerichtsverhandlung nahmen der US-Botschafter für die internationale Religionsfreiheit, Sam Brownback, und der republikanische Senator Thom Tillis aus Brunsons Heimatstaat North Carolina teil. Anwesend war auch Brunsons Frau Norine. Sie war zusammen mit ihm inhaftiert worden, kam aber im Dezember 2016 frei.