Eigentlich geht es in der Pariser Philharmonie gesittet und kultiviert zu. Nicht so Donnerstagabend während eines Konzerts des Israelischen Sinfonieorchesters, als sich in den Zuschauerrängen Szenen abspielten, die einem Fußballmatch mit aufgeheizter Stimmung ähnelten. Auf Aufnahmen ist zu sehen, wie plötzlich ein bengalisches Feuer gezündet wird und Rauch in der Konzerthalle aufsteigt. Mehrere Personen stürmen daraufhin zum Verursacher hin, woraufhin es zu einem Handgemenge kommt.
Pariser Polizei nahm vier Personen fest
Die Pariser Philharmonie schrieb in einer Erklärung von „schwerwiegenden Zwischenfällen“ während des Konzerts und verurteilte diese „aufs Schärfste“. Insgesamt dreimal hätten Zuschauer versucht, das Konzert zu stören, darunter zweimal mit dem Einsatz von Rauchfackeln. Die Störer seien des Saales verwiesen und das Konzert sei wieder aufgenommen worden. Die Philharmonie erstattete demnach Anzeige, die Polizei nahm vier Personen fest.
Der israelische Botschafter in Paris, Joshua Zarka, prangerte die „Instrumentalisierung eines schrecklichen Konflikts für politische Zwecke“ an. Der israelisch-palästinensische Konflikt werde genutzt, „um Stimmen zu gewinnen“, sagte er der Nachrichtenagentur AFP.
In den vergangenen Tagen hatten pro-palästinensische Aktivisten die Absage des Konzerts gefordert. Die Gewerkschaft CGT-Spectacle forderte die Philharmonie auf, das Publikum auf die „schwerwiegenden Vorwürfe“ gegen die israelische Regierung im Zusammenhang mit dem Krieg im Gazastreifen hinzuweisen. Die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Konzert waren verstärkt worden.
Dirigent Shani schon zuvor Zielscheibe von Protesten
Der israelische Dirigent Lahav Shani war bereits zuvor Zielscheibe von Protesten geworden. Im September hatte ein Festival in Flandern die Münchner Philharmoniker ausgeladen, deren Chefdirigent Shani im nächsten Jahr werden wird. Shani sei „nicht in der Lage gewesen, die nötige Klarheit über seine Haltung zu dem genozidalen Regime in Tel Aviv auszudrücken“, schrieben die Organisatoren des Festivals. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sprach von „blankem Antisemitismus“.
Shani wurde 1989 in Tel Aviv geboren. Seit 2020/21 leitet er das Israelische Sinfonieorchester. Im Februar 2023 ernannten die Münchner Philharmoniker Shani zum Chefdirigenten. Er soll den Posten im September 2026 antreten.