Am 14. April schickte das US-Raumfahrtunternehmen Blue Origin erstmals eine rein weibliche Crew in den suborbitalen Raum. Mit dabei waren unter anderem Popstar Katy Perry und Lauren Sánchez, die Lebensgefährtin von Amazon- und Blue-Origin-Gründer Jeff Bezos. Der achteinhalb Minuten kurze Ausflug über die Kármán-Linie – jene Grenze, die den offiziellen Beginn des Weltraums markiert – war erneut ein Beleg dafür, dass der Traum vom All zwar verkauft wird, aber nur für wenige tatsächlich erreichbar ist.
Ticket ins All: Wer darf, wer kann, wer zahlt?
Seit dem ersten bemannten Blue-Origin-Flug im Jahr 2021 stellt sich eine Frage immer wieder: Was kostet ein Sitzplatz im All – und wer darf überhaupt mitfliegen? Offiziell gibt das Unternehmen keine konkreten Ticketpreise bekannt. Doch die Indizien sprechen eine klare Sprache: Bei der Premiere im Sommer 2021 wurde ein Platz für unglaubliche 28 Millionen US-Dollar versteigert. Zwar trat der Bieter die Reise nicht an, doch allein diese Zahl zeigt, in welchen Sphären sich die Preisgestaltung bewegt.
Laut Blue Origin werden Plätze sowohl verkauft als auch kostenlos vergeben – je nach Person, Bekanntheitsgrad und strategischem Nutzen für das Unternehmen. So durfte etwa „Star Trek“-Ikone William Shatner 2021 als Gast an Bord – kostenlos. Auch bei der aktuellen Mission seien laut Unternehmenssprecher „einige Passagiere gratis“ mitgeflogen. Wer tatsächlich zahlte und wie viel, bleibt geheim.
Es geht darum, „wer man ist“ - und ums „soziale Kapital“
Das Unternehmen verfügt über eine Reservierungsseite, auf der künftige Passagiere ein Formular mit grundlegenden Informationen wie Name, Adresse und Geburtsjahr ausfüllen müssen. Das Mindestalter, um mit Blue Origin fliegen zu dürfen, ist 18 Jahre. Ticketpreise sind hier keine angeführt, aber Amateur-Astronauten werden darauf hingewiesen, dass eine „vollständig rückzahlbare Anzahlung“ in Höhe von 150.000 US-Dollar erhoben wird, „um den Bestellvorgang zu starten“. Am Ende der Reservierungsseite heißt es schließlich: „Das Ausfüllen dieses Formulars garantiert Ihnen keinen Sitzplatz auf einem zukünftigen Flug nach New Shepard.“
„Der Zugang hängt nicht nur vom Geld ab, sondern auch davon, wer man ist, welches soziale Kapital man mitbringt und wie gut man zur Marke passt“, erklärt Roman Chiporukha, Mitbegründer der Weltraumtourismus-Agentur SpaceVIP, im Gespräch mit dem Observer. Raumfahrt sei auch ein Netzwerkspiel – mit PR-Wert.
Konkurrenz „Virgin Galactic“ mit ähnlichen Preisen
Auch andere Anbieter bewegen sich in ähnlichen Preisregionen. Virgin Galactic, ein Konkurrent von Blue Origin, listete zuletzt Ticketpreise zwischen 200.000 und 450.000 US-Dollar pro Person. Derartige Summen machen klar: Weltraumtourismus bleibt ein Spiel der Eliten – trotz aller marketingwirksamen Offenheit. Bislang hat Blue Origin bei elf bemannten Flügen insgesamt 52 Personen über die „Kármán-Linie“ in etwa 100 Kilometern Höhe gebracht, die international anerkannte Grenze zwischen Erdatmosphäre und Weltraum. . Und obwohl das Unternehmen davon spricht, dass „jeder willkommen ist“, liegt der Preis deutlich außerhalb der Reichweite normaler Menschen.
Träumen erlaubt, Mitfliegen selten
Der Ausflug in den Weltraum bleibt für die allermeisten ein unerreichbares Abenteuer. Ob Promi, Milliardär oder strategisch wertvoller Gast – nur wer viel Geld, Einfluss oder beides mitbringt, darf auf einen Platz im Raumschiff hoffen. Die Vorstellung, dass jedermann ins All fliegen kann, ist bislang vor allem eines: Zukunftsmusik.