Bei dem Hubschrauberabsturz in der US-Millionenmetropole New York sind drei Kinder und drei Erwachsene ums Leben gekommen. Auch der Pilot sei unter den Toten, bei den anderen Opfern handle es sich um eine Familie, teilte Bürgermeister Eric Adams am Donnerstag (Ortszeit) mit. Nach vorläufigen Informationen seien alle Insassen zu einem Besuch aus Spanien angereist und auf einem Sightseeing-Rundflug über der Metropole gewesen.
Alle sechs Insassen des Hubschraubers starben bei dem Unglück. Neben dem Piloten befand sich eine spanische Familie – zwei Erwachsene und drei Kinder im Alter von 4, 5 und 11 Jahren – an Bord. Laut „New York Post“ handelt es sich bei dem Vater um Agustin Escobar. Er ist seit 2022 der Chef von Siemens in Spanien.
„Wir sind tief betroffen über den tragischen Hubschrauberabsturz, der das Leben von Agustin Escobar und seiner Familie gefordert hat. Unser tiefstes Mitgefühl gilt all seinen Angehörigen“, erklärte Siemens. Die Familie lebte in Barcelona, schrieb der Regierungschef der spanischen Region Katalonien, Salvador Illa, in einem Post auf der Plattform X. Er sprach zugleich sein Beileid aus. Auch Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez kondolierte auf X.
Der Helikopter war in den Hudson River vor Manhattan gestürzt. Taucher halfen, die Opfer aus dem Wasser zu bergen. Vier von ihnen wurden noch am Unfallort für tot erklärt, zwei weitere wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht, wo sie aber ihren Verletzungen erlagen.
Michael Roth, zu dessen Unternehmen der Hubschrauber für Touristenrundflüge in der Millionenstadt gehört, sagte der britischen Zeitung „The Telegraph“: „Er (der Pilot) meldete sich und sagte, dass er landen würde und dass er Treibstoff bräuchte. Es hätte etwa drei Minuten dauern sollen zurückzukehren, aber nach 20 Minuten war er immer noch nicht da.“ Ein weiterer Hubschrauber der Firma habe sich dann auf den Weg gemacht und aus der Luft den abgestürzten Helikopter im Hudson gesehen.
Ermittlungen aufgenommen
Es seien Ermittlungen zu der Unfallursache aufgenommen worden. Die US-Luftfahrtbehörde (FAA) teilte mit, dass ein Bell 206-Hubschrauber abgestürzt und im Hudson River versunken sei. Die Flugunfall-Untersuchungsbehörde NTSB leite die Ermittlungen.
Augenzeugenberichte werfen neue Fragen auf: Eine Passantin sagte laut US-Medien, sie habe gesehen, wie sich das Rotorblatt des Helikopters vor dem Absturz löste. Eine weitere Beobachterin sagte laut „Bild“-Zeitung: „Ich sah Federn in der Luft.“ Damit steht der Verdacht eines sogenannten „Bird Strikes“ im Raum – also einer Kollision mit Vögeln, die über dem Hudson River häufig vorkommen. Andere Zeugen wollen zudem einen lauten Knall gehört haben, der wie eine Explosion oder wie Schüsse klang.
Der Verdacht eines sogenannten „Bird Strikes“ steht im Raum – eine Kollision mit Vögeln, die bei Flügen über dem Hudson River nicht selten ist. Parallel prüfen Experten, ob ein technisches Phänomen namens „Mast Bumping“ zum Absturz geführt haben könnte. Dabei kann sich das flexible Hauptrotorblatt in extremen Flugsituationen so stark nach unten biegen, dass es das Heck trifft und möglicherweise abtrennt. Auf einem Video soll der Helikopter bereits ohne Heckteil und Rotorblatt ins Wasser gestürzt sein.
„Mast Bumping“ als weitere Absturz-Theorie
Beim Nachrichtenportal „20 Minuten“ hält Aviatik-Experte Christian Fehr eine weitere Absturzursache für durchaus plausibel: Der Helikopter könnte durch ein sogenanntes „Mast Bumping“ seinen Hauptrotor, das Getriebe und den Heckausleger verloren haben, was zum unkontrollierten Absturz der Kabine führte. Dieses Phänomen tritt auf, wenn der Rotor plötzlich keine Last mehr trägt und dadurch instabil wird – die Rotorblätter können dann gegen den Heckausleger schlagen und ihn abtrennen. Starke Winde und Turbulenzen, wie sie in Manhattan herrschten, könnten diese gefährliche Situation ausgelöst haben.
Der Hubschrauber war nach bisherigen Erkenntnissen gegen 15 Uhr Ortszeit in Downtown Manhattan gestartet, um die Südspitze Manhattans geflogen und dann den Hudson River entlang zwischen New York und New Jersey. Auf Höhe des nördlichen Endes von Manhattan kehrte er um – wenige Minuten später verlor der Pilot dann offenbar die Kontrolle über den Hubschrauber, der nahe dem Ufer von New Jersey in den Fluss stürzte.
Rotorblatt löste sich
Ständig sind in Manhattan Helikopter zu sehen, die meistens Touristen an Bord haben oder aber reiche Geschäftsleute zu ihrem nächsten Termin oder zum Flughafen bringen. Vielen New Yorkern ist das nicht nur zu laut, sondern es hatte vor allem nach Unfällen immer Debatten über die Sicherheit in der dicht besiedelten Metropole mit Hunderten Wolkenkratzern gegeben.
Dabei bestehen Regeln, wonach Helikopter nicht ohne spezielle Erlaubnis über das Zentrum Manhattans fliegen dürfen. Die meisten Piloten heben am Rande der Insel ab und fliegen über dem East River und dem Hudson.
Immer wieder Unfälle
Für Tausende Urlauber in New York gehört ein Rundflug über der Millionenstadt zum Pflichtprogramm, für einige werden die wenigen Minuten über Manhattan – für die sie Hunderte Dollar zahlen – zum Höhepunkt. Eine Reihe von Unternehmen hat zudem die Geschäftsleute im Visier.
Viele Anrainer allerdings stört das. 2016 versuchte New York, das mit Dutzenden Millionen Dollar Einnahmen selbst an dem Geschäft profitiert, einen Kompromiss zu schließen: Die ursprüngliche Zahl von 60.000 Flügen pro Jahr wurde halbiert. Dies verhinderte jedoch nicht die Unfälle.
Bereits im Mai 2019 war ein außer Kontrolle geratener Helikopter in den Hudson River gestürzt. Der Pilot konnte sich mit einem Sprung ins Wasser retten. Kurze Zeit später stürzte ein Hubschrauber auf ein Hochhausdach und ging in Flammen auf.
"Wunder von Hudson"
Nicht weit entfernt von der mutmaßlichen Unglücksstelle hatte ein Pilot 2009 ein US-Airways-Flugzeug spektakulär auf dem Hudson notgelandet, ohne dass dabei jemand verletzt wurde. Der Vorfall ging als „Wunder vom Hudson“ in die Geschichte ein.
Die Sicherheit von Hubschraubern war Thema im US-Kongress, nachdem am 29. Jänner bei einem Zusammenstoß zwischen einem Jet der American Airlines und einem Armeehubschrauber in der Nähe des Reagan National Airport in Washington DC 67 Menschen ums Leben gekommen waren. Die FAA hat seitdem den Hubschrauberverkehr in der Nähe des Flughafens dauerhaft eingeschränkt und prüft den Hubschrauberbetrieb in der Nähe anderer großer Flughäfen.