Über mangelnden Zuspruch kann sich Papst Franziskus nicht beschweren. Am Dienstag hissten Anhänger im römischen Agostino-Gemelli-Krankenhaus ein Banner mit der Aufschrift: „Wir brauchen dich heute mehr denn je, Franziskus“.

Die Mitglieder der christlichen Arbeiterbewegung in Italien hatten das Transparent im Stockwerk unter der Abteilung aufgehängt, in der der Papst inzwischen seit dreizehn Tagen wegen einer beidseitigen Lungenentzündung behandelt wird. Am Mittwochmorgen teilte der Vatikan mit, der Papst habe sich die ganze Nacht über gut ausgeruht. Es sei keine akute Atemnot aufgetreten und die Blutwerte seien weiterhin stabil. Am Dienstagabend hatten sich Gläubige den zweiten Abend in Folge auf dem Petersplatz zum Rosenkranzgebet versammelt, das vom philippinischen Kardinal Luis Antonio Tagle geleitet wurde.

Eine eigene Etage

Im Gemelli-Klinikum steht dem Papst eine eigene Etage zur Verfügung, es handelt sich um ein Privat-Appartement mit Krankenzimmer nur für den Papst. Wenn er nicht da ist, steht der Trakt im zehnten Stock des Klinikums leer. Nachdem Papst Johannes Paul II. sich bei einem seiner letzten Krankenhausaufenthalte im Jahr 2005 den Gläubigen vom Klinik-Fenster aus zeigte und das Spital im Scherz als „dritten Vatikan“ bezeichnete, wurde der Ausdruck zum geflügelten Wort in Rom. Neben dem richtigen Vatikan am Petersdom, der von Franziskus ignorierten Sommerresidenz Castel Gandolfo, ist das Gemelli-Klinikum eine Art dritter Stützpunkt der Päpste.

Papst in der römischen Klinik
Papst in der römischen Klinik "Agostino Gemelli"
| Papst in der römischen Klinik "Agostino Gemelli" © APA/AFP

Absolute Ruhe gefordert

Während Karol Wojtyla bei seinen zahlreichen Krankenhausaufenthalten regelrechte Audienzen gab und damit den regulären Krankenhausbetrieb durchaus auf den Kopf stellte, will der aktuelle Patient Austerität, auch was Besuche angeht. Seine Ärzte Luca Carboni und Sergio Alfieri fordern absolute Ruhe für Franziskus. Bekannt wurde allein eine kurz gehaltene Visite der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die den Papst vor einer Woche knapp 20 Minuten lang besuchte. Dabei soll der 88-Jährige der Premierministerin lachend die Worte anvertraut haben: „Ich weiß, dass da draußen einige meinen, meine Stunde sei gekommen. Sie haben es immer auf mich abgesehen.“ 

Seine gute Laune soll Franziskus auch nach dem kritischen Wochenende nicht verloren haben. Am Samstag noch litt der Papst unter schwerer Atemnot, wurde beatmet, bekam Bluttransfusionen, eine leichte Niereninsuffizienz wurde diagnostiziert. Der Krankenhauskaplan verursachte Panik, als er bei einem Gebet in der Klinik dazu aufrief „Hoffnung gegen alle Hoffnung“ zu haben.

Gesundheit des Papstes leicht gebessert

Der Gesundheitszustand von Papst Franziskus hat sich nach Angaben des Vatikans am Mittwochabend weiter leicht gebessert. Die Nieren von Franziskus, der sich seit dem 14. Februar in der römischen Poliklinik Gemelli befindet, arbeiten nun wieder voll, geht aus einer Mitteilung des Vatikans. Die Lungenentzündung bestehe jedoch weiter fort, dem Papst werde weiterhin Sauerstoff verabreicht.

Eine neue Computertomographie des Brustkorbs zeige eine „normale Entwicklung“ der Lungenentzündung. Die „leichte Niereninsuffizienz“, die in den vergangenen Tagen aufgetreten war, habe sich jedoch zurückgebildet. Der Papst habe sich am Mittwoch der Arbeit gewidmet. Trotz der leichten Besserung bleibe die Prognose verhalten, hieß es weiter.

Schweizer Garde bewacht Papst

Bei ihren täglichen Besuchen im zehnten Stockwerk, werden die Ärzte am Eingang der ganz in weiß gehaltenen Papst-Suite vom Sicherheitspersonal der Schweizer Garde und der Vatikangendarmerie vorbeigelassen. Auch die Gemelli-Klinik beschäftigt eigenes Sicherheitspersonal. Hinter dem Eingang tut sich ein sparsam möblierter Komplex mit insgesamt acht Räumen auf. 

Der erste Raum rechts ist eine kleine Kapelle mit Gebetsbänken und einem hölzernen Kreuz an der vorderen Wand. Links gegenüber befindet sich die Küche, in der Speisen eigens für Franziskus zubereitet werden. Der Papst ernähre sich normal, hieß es am Dienstag. Hinter der Kapelle liegt ein erster Aufenthaltsraum, genannt „salottino“, also ein kleines Wohnzimmer. Hier können sich Besucher oder Mitarbeiter aufhalten.

Gegenüber links liegt das Sekretariat, in dem die engsten Mitarbeiter des Papstes arbeiten. Franziskus unterzeichnet dieser Tage Bischofsernennungen, hat seine Sekretäre allerdings angehalten, im „ersten“ Vatikan zu bleiben. Schräg gegenüber befindet sich das Krankenzimmer, in dem Franziskus liegt, natürlich ein Einzelzimmer mit Bad, WC und Fernseher.

Die Fenster mit den fast immer heruntergelassenen Jalousien liegen über dem Eingangsbereich der Klinik. Die Ärzte können sich in einem Besprechungsraum gegenüber beraten. Die letzten beiden Räume der Suite bilden ein Zimmer für das Sicherheitspersonal und ein weiterer Aufenthaltsraum, genannt „salotto“.

Einrichtung war unerhörter Schritt

Die Kranken-Suite war nach dem Attentat für Johannes Paul II. 1981 eingerichtet worden, damals ein unerhörter Schritt. Franziskus hat das Kranksein der Päpste noch einmal deutlich weiter normalisiert. Auf seine Anweisung hin wird die Öffentlichkeit täglich mit einem detaillierten Bulletin informiert, das der Papst vor Veröffentlichung persönlich kontrolliert. Früher, auch unter Franziskus, wurden Eingriffe oder Behandlungen vom Vatikan oft heruntergespielt. Nun soll alle Welt detailliert teilhaben an den päpstlichen Leiden.