Wenn ein Weltrekord nicht gebrochen wird, gibt es üblicherweise nichts zu berichten: ‚no news‘, wie man so sagt. Luca Pferdmenges schaffte es jüngst doch in die Schlagzeilen: Als jüngster Mensch, der alle Länder der Welt bereist hat. Vor allem mehrere deutsche Medien feiern den 23-Jährigen aus Mönchengladbach als neuen Rekordhalter. Nur: Einen offiziellen Weltrekord stellt seine Reise in alle 195 Länder nicht dar.
Denn den hält bereits die US-Amerikanerin Lexie Alford. Sie betrat am 4. Oktober 2019 ihr letztes Land, Mosambik – im Alter von gerade einmal 21 Jahren und 177 Tagen. Luca Pferdmenges könnte demnach lediglich zum jüngsten Mann, der alle Länder bereist hat, gekürt werden. Derzeit ist das laut offiziellen Angaben von Guinness World Records noch der Brite James Asquith, der 24 Jahre und 192 Tage alt war, als er 2013 sein letztes Land Mikronesien erreichte.
Streitfall Nordkorea
Rekordhalterin Lexie Alford, als jüngste Frau und jüngster Mensch, verbrachte in jedem Land mindestens zwei Tage – mit einer einzigen Ausnahme: Nordkorea. Eine Einreise in dieses Land ist für US-Staatsbürger nicht erlaubt. Alfords Lösung: In der entmilitarisierten Sicherheitszone zwischen Nord- und Südkorea verläuft die Grenzlinie durch ein Gebäude. Diese übertrat sie 2019 – ein Schritt auf nordkoreanischem Boden, der nach Auskunft von Guinness World Records für den offiziellen Weltrekord ausreichte.
Privileg Reisen: Nicht jeder Mensch kann Welt-reisen
Alfords Schwierigkeiten, nach Nordkorea einzureisen, zeigt die Hürden im Reisen, obwohl sie als US-Amerikanerin selbst zu den Privilegierten gehört. Ihr Pass ermöglicht leichteren Zugang zu 187 Ländern. Der deutsche Pass von Pferdmenges erlaubt 189, der österreichische 188. Nur wenige Länder wie Singapur, Japan oder Südkorea bieten noch mehr Reisefreiheit. Am anderen Ende stehen Pässe aus Afghanistan oder Syrien mit Zugang zu nur 25 bis 32 Staaten. Neben Geld – Luca Pferdmenges investierte rund 100.000 Euro – ist also auch der Pass entscheidend: Die meisten Weltreisenden stammen aus Europa oder Nordamerika, aus ganz Afrika schafften es bisher nur drei Menschen in jedes Land.
Auf Kosten der Umwelt
So schön und abenteuerlich Weltreisen auch sein mögen – sie stehen wegen ihrer Klimabilanz auch in der Kritik. Fliegen gilt als schädlichste Form der Fortbewegung. Bei einer Reise von Graz nach Berlin mit dem Zug werden beispielsweise rund 30 Kilogramm ausgestoßen – mit dem Flugzeug über 10 Mal so viel.
Dass man allerdings auch mit deutlich geringerem CO₂-Fußabdruck jedes Land der Welt bereisen kann, hat der Däne Torbjørn Pedersen bewiesen. Er verzichtete komplett auf das Flugzeug und war zehn Jahre unterwegs, bis er im Mai 2023 in Land Nummer 203, den Malediven, ankam.
Österreichische Weltenbummler
Auch ein Österreicher führte einst die Liste der Weltreisenden an: Sepp Kaiser aus Niederösterreich wurde 1995 mit 33 Jahren zum jüngsten Menschen, der alle Länder der Welt bereiste – offiziell waren es damals 185, tatsächlich schaffte er 192. Neun Jahre lang hielt er diesen Rekord. Bald könnte Carina Prager, 33 Jahre alt und ebenfalls aus Niederösterreich, die jüngste Österreicherin werden, die alle Länder bereist hat – 132 hat sie bereits geschafft.
Der allererste Mensch, der alle Länder bereist hat, war der finnische Journalist Rauli Virtanen 1988, im Alter von 44 Jahren. Damals gab es erst 159 Länder. Über 400 Menschen haben weltweit bereits alle Länder bereist – manche von ihnen sogar zweimal.