Also gut: Der erste Anlauf von Volkswagen im Oberhaus war nicht von Erfolg gekrönt. Weder der Passat CC noch der Phaeton konnten Fuß fassen. Bedauerlicherweise, muss ich sagen. Den Passat CC hielt ich persönlich für ein bildschönes Coupé. Und der Phaeton bewegte sich aus meiner Sicht auf Augenhöhe mit der Premium-Elite von Mercedes, BMW und Audi. Aber vielleicht traute man der Marke Luxus nicht zu. Dieses Image-Problem hatte früher auch Audi. Der Phaeton hätte sich also eine zweite Chance verdient und soviel ich weiß, war der Nachfolger auch schon fertig. Aber dann zog man in Wolfsburg doch noch die Reißleine.

Jetzt soll es also der Arteon als großer Volkswagen richten und zumindest für eine würzige Duftnote in der Oberklasse sorgen. Wobei die VW-Strategen die Positionierung ihres neuen Flaggschiffs volkstümlicher anlegten und den Luxus greifbarer machen. Was schon der Preis des Arteon erklärt, der mit knapp 60.000 Euro für die von mir gefahrene Topversion um ein Eckhaus unter jener Summe liegt, die einst für das Phaeton-Basismodell aufgerufen wurde.

Überhaupt halte ich den Arteon für ein erstaunliches Auto. Die 4,8 Meter lange und 1,87 Meter breite Limousine fällt auf, die zeitgeistige coupéhafte Linie zieht die Blicke auf sich. Die kraftvolle Front besteht praktisch nur aus dem Kühlergrill, das sanft und lang abfallende Heck ist für mich die Schokoladenseite. Im Cockpit findet man sich in einem vertrauten Volkswagen-Ambiente, was ich im Gegensatz zu so manchen Kritikern als nicht negativ empfinde: Alles ist klar und rätselfrei gegliedert, da pfeife ich auf Extravaganz. Richtig beeindruckend ist das Platzangebot, das vor allem im Fond herrschaftlich ist. Das gilt auch für das riesige Gepäckabteil.

Was ist zum Fahren zu sagen? Die 280-PS-Topmaschine hat natürlich richtig Pfeffer, doch wirkt der Zweiliter-Vierzylinder-Turbobenziner oft etwas angestrengt - da würde dem Arteon vielleicht ein Sechszylinder besser stehen. Nicht mustergültig ist der Verbrauch, bei uns waren es zehn Liter. Dafür freut man sich über Allrad und ein exquisites Fahrwerk, wobei man beim Komfort mit den 20-Zöllern an die Grenze geht.

Fazit: Der Arteon ist kein Premium-Stück à la Phaeton. Aber er ist ein sehr gutes Angebot für Menschen, die Qualität, Funktionalität, Eleganz und dezenten Luxus schätzen. Und Understatement, natürlich.