Das war genau der Schuss Verwegenheit, der den braven Rüsselsheimern gefehlt hat. Und der wurde dem gediegenen Opel Omega im britischen Hethel verpasst. Richtig, dort sitzen die Mannen von Lotus, die von 1986 bis 1993 wie Opel zum US-Autokonzern General Motors gehörten. Und unter Schwestermarken hilft man eben aus.

Also schickten die Deutschen ab 1990 die Karosserien der Limousine aus dem deutschen Stammwerk über den Ärmelkanal, wo die Briten in der Sportwagenschmiede ihre schwarze Magie wirken ließen: Den ursprünglichen 3-Liter-Reihensechszylinder bohrten sie auf 3615 ccm auf und pressten mit zwei Turboladern 377 PS und 557 Newtonmeter Drehmoment heraus.

Andere Verkehrsteilnehmer sahen vom Lotus Omega meist nur den Heckflügel
Andere Verkehrsteilnehmer sahen vom Lotus Omega meist nur den Heckflügel © OPEL

Bei Bremsen und Fahrwerk halfen sie ebenso nach wie bei der Optik mit Kotflügelverbreiterungen, Lufteinlässen auf der Motorhaube und einem zünftigen Heckspoiler - das gehörte damals zum guten Ton und war über jede Peinlichkeit erhaben (in diesem Zusammenhang lohnt ein Blick in das unten stehende Werbevideo für das Auto). Leider hörten Schilder mit den eingeprägten Seriennummern schon kurz nach 900 auf - immerhin lag der Kaufpreis umgerechnet und inflationsbereinigt 103.000 Euro.

Aber dafür bekam man auch etwas: Unterm Strich ergab das einen 100er-Sprint in 5,4 Sekunden und einen Topspeed von 283 km/h. Und so ging die Familienlimousine auf die Pirsch: Wenn es um die Poleposition ging, hatte eigentlich nur der Alpina BMW B 10 etwas mitzureden, Porsche 911 und Ferrari Testarossa hatten Respekt.

Im sportwagenverrückten Großbritannien lief der Opel unter der Bezeichnung Vauxhall Lotus Carlton - und die Regierung ventilierte kurzzeitig, den Verkauf zu verbieten. Ein Exemplar brachte es nämlich zu nationaler Berühmtheit: Es wurde am 26. November 1993 gestohlen und diente fortan einer Bande von Dieben als ultimatives Fluchtfahrzeug.

Die Polizei war bei Verfolgungsjagden schlichtweg machtlos: "Wir haben es nicht geschafft, dem Ding auch nur nahezukommen", berichtet damals der Polizist David Oliver, der mit seinem Austin Metro abgeschlagen zurückblieb. Immerhin war der Lotus Omega doppelt so schnell.

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