Die Rutar-Möbelgruppe mit Sitz in Eberndorf/Dobrla vas in Südkärnten erlebt die Corona-Zeit in drei Ländern mit völlig unterschiedlichen Gesetzen, Maßnahmen, Hilfen und Lockerungen. „Das war zeitweise chaotisch“, so der geschäftsführende Gesellschafter Josef Rutar. Die Corona-Schließungen haben die Möbelgruppe im Alpen-Adria-Raum mit 900 Mitarbeitern in Kurzarbeit gezwungen. Nur das Kernteam in der Firmenzentrale blieb voll an Bord, um von Eberndorf aus zu steuern und die Krise zu meistern.

Seit Montag in Slowenien geöffnet

Seit Montag kann man nun wieder Rutar-Möbel einkaufen. „In den Rutar-Möbelhäusern in Ljubljana und in Maribor sowie in den sieben Dipo-Möbelgeschäften in Slowenien haben wir seit Montag wieder geöffnet“, beichtet Rutar von der Aufhebung der Sperre in Slowenien. Rund 500 Mitarbeiter werden dort aus der Kurzarbeit bereits wieder zurückgeholt.


Anders als die Regierung Sloweniens verordnet die österreichische Bundesregierung dem heimischen Möbelhandel weiter Corona-Sperre.

Öffnung in Kärnten erst am 2. Mai

Rutar-Kunden und Hunderte Mitarbeiter müssen hier noch fast zwei Wochen Geduld haben. „Wir dürfen unsere Möbelhäuser in Kärnten ab 2. Mai öffnen, das ist offiziell“, erklärt Rutar. Wann im schwer Corona-heimgesuchten Italien auch die drei Dipo-Möbelgeschäfte bei Udine, Triest und Pordenone wieder öffnen dürfen, ist unklar. Firmenchef Rutar: „Ehrlich gesagt haben wir keine Ahnung.“

Zunächst ist Rutar einmal „froh, dass wir keinen einzigen positiven Corona-Fall hatten, weder in der Belegschaft noch in deren Familien. Ein einziger Verdachtsfall eines Familien-angehörigen in Italien blieb zum Glück negativ.“

Keine Kundenzahl-Beschränkung

Kein Verständnis hat Rutar für die unterschiedliche Behandlung des Möbelhandels in Österreich gegenüber den bereits wieder geöffneten Handelsgeschäften. „In Slowenien klappt das mit den Regeln wie überall, mit Mundschutz für die Mitarbeiter und Desinfektion von Verkaufsflächen. Eine Kundenanzahl je Quadratmeter Fläche ist nicht vorgeschrieben. Das macht in einem Möbelgeschäft mit 20.000 Quadratmetern auch keinen Sinn“, erzählt Rutar. „Und weil die Gastronomie noch nicht geöffnet hat, bleiben auch die Stoßzeiten aus“, berichtet der Unternehmer von der ersten Erfahrungen der Öffnung in Slowenien.

Kurzarbeit für 900 in drei Staaten

„Dabei hat Slowenien die Schließung zuerst versäumt, weil jenes Wochenende gerade in die Regierungsbildung fiel“, erzählt Rutar. Dann hieß es, in drei Staaten Kurzarbeit nach den jeweiligen Gesetzen zu organisieren. „Die Regelungen sind ähnlich, aber doch von Land zu Land anders.“ Während in Österreich Löhne und Gehälter bis zu 80 oder 90 Prozent des Normalbezuges abgedeckt werden, sei dies in Slowenien niedriger gestaffelt, in Italien bis zu 100 Prozent. Schlüsselmitarbeiter hätten mit Fiebermessen und Arbeitspapieren ohne Attest die Grenzen problemlos passieren können.

Nun wird es einig Tage dauern, bis die Frequenzen normal sind“, erwartet Rutar bei den aufgesperrten Möbelgeschäften in Slowenien. In Österreich sei die Rutar-Gruppe für die Wiedereröffnung am Samstag, den 2. Mai, „auf alles vorbereitet und werden mit den Maßnahmen dem entsprechen, was sich der Gesetzgeber vorstellt. Völlig offen sind die Gastronomieregeln, zum Beispiel der Abstand bei Tischen, die man nicht einfach verschieben kann.“

Cocooning-Effekt

Nach bereits fünf Wochen Schließung in Slowenien und dann sogar noch längerer Zeit in Österreich, glaubt Rutar, „dass vom verlorenen Umsatz nur ein minimaler Teil zurückgewonnen werden kann. Da hat sich nichts aufgestaut, denn das Konsumverhalten wird von Unsicherheit begleitet, das ist nie positiv.“

Erst längerfristig erwartet Rutar einen Cocooning-Effekt. Cocooning, wörtlich das Einpuppen der Schmetterlingslarven, wurde einst zum Begriff des Rückzugs in die eigenen vier Wände. „Auch zur Zeit der Finanzkrise und darauffolgenden Krise mit Kurzarbeit 2009 gab es eine hohe Nachfrage nach Möbeln und einen Boom in der Möbelindustrie.“

"Das Glück beginnt daheim"

Durch Homeoffice und Kurzarbeit hätten viele Menschen den Wert einer behaglichen Wohnumgebung sehr unmittelbar erfahren. Da wolle man es nach Wochen daheim noch schöner haben. Auch Urlaubsausgaben fielen aus. Rutar erhofft auf Dauer einen Nachholbedarf bei den Konsumenten. „Unser Slogan in den Möbelgeschäften lautet ja auch ,Das Glück beginnt daheim‘.“

In Italien prekäre Lage

Für Italien, wo drei Dipo-Läden der Rutar-Gruppe in Friaul wohl noch länger zubleiben, sieht Rutar derzeit wenig Hoffnung. „Da ist die Situation viel prekärer und regional sehr unterschiedlich. Das Land will noch irgendwie die Sommersaison für Urlauber retten. Aber wenn man da die Tourismusbetriebe zu früh aufsperrt und die Strände überfüllt sind, drohen Italien weitere Tausende Tote.“