Die Coronavirus-Pandemie lässt Schockwellen durch das Wirtschaftsleben in Österreich und Deutschland gehen. Mittwochmittag hatte die österreichische Bundesregierung ein bis zu 38 Milliarden Euro schweres Hilfspaket angekündigt, während immer mehr Branchen nach staatlicher Unterstützung rufen. Gleichzeitig verschärfen die Grenzkontrollen der osteuropäischen Länder den Fachkräftemangel hierzulande.

Schlechte Nachrichten kommen auch aus dem wichtigsten Exportmarkt Österreichs, aus Deutschland. Dort wird die Konjunktur nach Einschätzung von Volkswirten in diesem Jahr einbrechen. Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) rechnet mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 2,5 Prozent. Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) erwartet für das Gesamtjahr sogar ein Minus um 4 bis 5 Prozent. Zuletzt war die deutsche Wirtschaft 2009 in der Folge der globalen Finanzkrise geschrumpft, damals um mehr als 5,0 Prozent.

Erholung dauert

Ab dem dritten Quartal 2020 könnte sich die Konjunktur nach heutiger Einschätzung allmählich wieder erholen, sagte Stefan Schneider, Deutschland-Chefökonom der Deutschen Bank am Mittwoch in einer Telefonkonferenz. "Das sind dramatische Zahlen, aber das ist sicherlich nicht der Weltuntergang", sagte Schneider. Insgesamt funktioniere die deutsche Wirtschaft recht gut. Im Jahr 2021 halten die Ökonomen bereits wieder ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland um gut 2,0 Prozent für möglich.

Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" rechnet EZB-Präsidentin Christine Lagarde mit einem Konjunktureinbruch im Euroraum. Grundlage sei eine Kalkulation der Folgen, die ein einmonatiges Herunterfahren der Wirtschaft hätte. Das könnte das Wachstum um 2,1 Prozentpunkte verringern. Dann würde das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr im Euroraum um 1,3 Prozent schrumpfen. Wenn der Lockdown drei Monate betrage, könnte die Wirtschaft um 5 Prozent schrumpfen. Das wäre mehr als im Zuge der Finanz- und Eurokrise. 2009 schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Euroraum um 4,4 Prozent.

EU-Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis erwartet einen Wirtschaftseinbruch in vielen EU-Ländern. "Es ist klar, dass es Probleme geben wird. Sie werden ziemlich ernst sein. Wir sehen, dass es in vielen EU-Mitgliedstaaten sehr wahrscheinlich eine Rezession geben wird", sagte Dombrovskis im lettischen Fernsehen. Die EU-Kommission rechnete zuletzt damit, dass die Wirtschaft in der EU insgesamt um etwa ein Prozent schrumpft.