Nicht das erste Mal hadert der Gleisdorfer Luca Kielhauser mit den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Der 19-Jährige sitzt im Rollstuhl und pendelt für seinen Job beim ORF zwischen Gleisdorf und Wien. Nach einer mehrstündigen Zugfahrt mit defektem WC im vergangenen Sommer, nun der nächste Vorfall:
Am Donnerstagabend erreicht Kielhauser gegen 20 Uhr den Gleisdorfer Bahnhof. Eine Unterführung führt vom Bahnhofsgelände. Diese ist mit Treppe und Lift zu erreichen. "In der Früh hat der Lift noch funktioniert", so der Gleisdorfer. Am Abend sah das anders aus: "Er war defekt und abgesperrt." Somit gab es für den 19-Jährigen keinerlei Möglichkeit, den Bahnsteig ohne Hilfe zu verlassen.
"Von der Ferne aus hab ich einen Fahrdienstleister gesehen. Der war aber so weit weg, dass ich nicht auf mich aufmerksam machen konnte." Auch eine Telefonnummer fand Kielhauser nicht. "Weder über die ÖBB-App, noch über eine Durchsage im Zug war zu vernehmen, dass der Lift nicht funktioniert. Auf die Schnelle war nichts zu machen. Also hab ich meine einzige Möglichkeit genutzt."
Feuerwehr rückte an
Kielhauser kontaktierte die Stadtfeuerwehr Gleisdorf. "Ich hab betont, dass es kein Notfall ist, ich aber keine Möglichkeit habe, hier wegzukommen." Sieben Florianis – die gerade von einem Einsatz ins Rüsthaus zurückgekehrt waren – rückten an und halfen Kielhauser vom Bahnsteig. "Was sollte er anderes machen?", fragt sich Jürgen Hofer, Feuerwehrkommandant von Gleisdorf, "nach zehn Minuten war das erledigt. Tragehilfe leisten wir öfters. Wir machen das ja gern."
Kielhauser schnappt sich außerdem sein Handy, dokumentiert den Vorfall und postet einen Facebook-Beitrag. Dort erhält er Zuspruch für sein Vorgehen, aber auch Kritik: "Ist wohl ein wenig übertrieben!", schreibt ein Nutzer. Zornig macht den Gleisdorfer die Situation nicht: "Über Zorn und Wut steh' ich darüber. Ich will darauf aufmerksam machen und Lösungsvorschläge bringen."
"Wir wollen niemanden auf der Strecke lassen"
Und die ÖBB? Diese bedauern den Vorfall. "Leider dürfte es einen Fehler in der Kommunikationskette gegeben haben. Jedenfalls kann aus diesem Fall gelernt werden und es wurde bereits heute ein Termin mit allen Beteiligten eingetaktet, um die Kommunikationswege neu zu überprüfen und gegebenenfalls zu verbessern", heißt es von der Pressestelle. "Wir wollen niemanden auf der Strecke lassen. So ein Vorfall schmerzt sehr", sagt Pressesprecherin Rosanna Zernatto-Peschel. Der Lift sei nun wieder in Betrieb.