Kein Grunzen, kein Gestank. Stattdessen Vogelgezwitscher und Blumenduft. Im Atelier von Renate Gumpl im südsteirischen Ragnitz erinnert nichts mehr an den einstigen Schweinestall. Vor sieben Jahren hat sich die gelernte Floristin im Alter von 55 Jahren als Renarte Fleur selbstständig gemacht. "Selbstständig sein und selbst entscheiden zu können, das ist das Schönste. Diesen Traum habe ich mir erfüllt", erzählt sie. Seither blüht ihr Geschäft auf dem ehemaligen Bauernhof vulgo Paul Weber regelrecht auf.

Vergangenes Wochenende öffnete sie die Hoftüren für die Osterausstellung. Blumenkränze, Ostersträuße bis hin zu schwarz gefärbten Eierschalen garniert mit Osterhasen in barocken goldenen Jäckchen. Zirka 600 Osterdekorationen fertigte sie gemeinsam mit ihrer Angestellten Manuela Herber. Es seien die Details, die das Besondere machen. Jedes Jahr sei der Trend ein anderer.

Inspiration kommt in der Nacht

Die Inspiration für jedes einzelne Stück kommt ihr in der Nacht, wie die Südsteirerin verrät. "In der Früh verschwinde ich dann gleich in meine Werkstatt, bevor die Idee wieder verfliegt", erzählt sie. Sieben Wochen lang hat sie für Ostern gearbeitet. In diesem Jahr liegt der Trend ganz klar bei Schwarz, Gold, Rosa und Creme. "Ich arbeite viel mit Naturmaterialien wie Holz oder Wolle", sagt sie.

Kein Ostern ohne Eier. Die Floristin empfiehlt Gänseeier, da sie stärker sind und nicht so leicht brechen. "Hühnereier kann man natürlich auch bemalen oder bekleben. Sollten sie brechen, die Schalen nicht wegschmeißen. Die sind als Deko in Blumenschalen noch super zu gebrauchen", rät Gumpl. Weggeschmissen werde bei ihr sowieso fast nichts. Ganz unter dem Motto: "Man kann alles noch irgendwo verwenden." Nicht nur die Deko ist mit Liebe zum Detail gefertigt. Sogar die Verkaufssackerl aus Papier sind per Hand österlich verziert.

Bleibt da noch Zeit und Lust, Zuhause selbst zu schmücken? "Natürlich, aber ich bin immer die Letzte. Vorher muss alles andere fertig sein", sagt Gumpl.

Der Ehemann wurde zum Gärtner

Die Blumen holt die Südsteirerin übrigens im Großhandel in Graz. Sobald sich die Pflanzen auch in unserer Region mit ihren Blütenköpfen gen Sonne strecken, greift sie gern auf ihren Eigenanbau im Garten hinter Bauernhaus und Stall zurück. "Gespritzt wird in meinem Garten nichts. Was wächst, wächst. Die Blumen sind immer wunderschön, dank meines Mannes, der in seiner Pension mein Gärtner geworden ist", erzählt sie schmunzelnd.

Auch Renate Gumpl ist eigentlich bereits in Pension. Gearbeitet wird trotzdem. Ans Aufhören ist nicht zu denken. Denn neben den Ausstellungen fertigt sie etwa Blumenschmuck für Anlässe, wie Hochzeiten. "Ich wollte immer Floristin sein, ich liebe, was ich tue. Ich bin Künstlerin mit Leib und Seele", sagt sie.

Wer vergangenes Wochenende keine Zeit hatte, die Ausstellung zu besuchen, der kann die Floristin auch anrufen und nach telefonischer Vereinbarung auf den Hof kommen.