Die bernsteinfarbene Flüssigkeit schwappt im Glas hin und her. Direkt daneben steht ein weiteres Glas, dessen Inhalt sich deutlich unterscheidet. Beide entstammen jedoch demselben Grundprodukt. "Je nachdem in welchem Fass man ihn reifen lässt, ändert sich die Farbe", sagt Markus Gruber. Die beiden Whiskey-Sorten sind seine eigene Kreation, die er in der Nibelungengold Brauerei und Destillerie in Fürstenfeld hergestellt hat. Gemeinsam mit seiner Frau Daniela hat er 2011 seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und die Brauerei ins Leben gerufen.

Bereits vor der Gründung der Nibelungengold Brauerei ging der ehemalige Technische Leiter in der Zigarrenfabrik in Fürstenfeld dem Bierbrauen nach. "Dort in der Fabrik hat die Liebe zur Herstellung von Genussmitteln begonnen", erinnert sich der Oststeirer zurück. Begonnen hat er ursprünglich mit der Herstellung von Whiskey. Nachdem dieser jedoch drei Jahre in einem Fass reifen muss, um überhaupt verkauft werden zu können, ist nebenbei die Brauerei entstanden. Inzwischen hat sich das zweite Standbein jedoch ebenfalls zu einem vollen Erfolg entwickelt. "Ein Selbstläufer sozusagen", schmunzelt Gruber.

In der Nibelungengold Brauerei und Destillerie stellt das Ehepaar unterschiedlichste Whiskey-Sorten her
In der Nibelungengold Brauerei und Destillerie stellt das Ehepaar unterschiedlichste Whiskey-Sorten her © Livia Steiner

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt

Während Markus Gruber über die Anfänge sinniert, riecht seine Frau an einer weiteren Glasflasche, in der eine klare Flüssigkeit zu erkennen ist. "Das ist ein ganz besonderer Tropfen", sagt Daniela Gruber. Durch einen Zufall konnten die beiden leidenschaftlichen Brenner an die außergewöhnliche Boxhörndel-Frucht (auch unter Johannisbrot bekannt) gelangen und dadurch einen unglaublich seltenen Schnaps brennen. Normalerweise sucht sich das Paar jedoch Produkte von oststeierischen Bauern, um die Region in jedes Getränk zu bringen.

Genauso kreativ ist das Ehepaar aber auch beim Bierbrauen. Mit einem Blick in den Garten erzählt der Oststeirer von der Idee, ein Rosenbier zu brauen. "Wir haben auf der Terrasse eine Duftrose, die einen mit ihrem Geruch betört", schwelgt Gruber in sommerlichen Erinnerungen. Die Herausforderung, dieses Aroma mit dem eines herkömmlichen Biers zu vermischen, wollte er sich nicht entgehen lassen. Gesagt, getan. Inzwischen gilt das Rosenbier der Nibelungengold Brauerei als Verkaufsschlager.

Für ihre Whiskeys und Biere wurden Daniela und Markus Gruber bereits mehrfach ausgezeichnet
Für ihre Whiskeys und Biere wurden Daniela und Markus Gruber bereits mehrfach ausgezeichnet © Livia Steiner

Doch das ist nicht die einzige exotische Kreation, die von Erfolg gekrönt war: Als eines Tages ein befreundeter Spargelbauer vor seiner Türe stand, war die Idee zum ersten Spargel-Bier geboren. "Ich habe dann herausgefunden, dass der Spargel ein sehr naher Verwandter des Hopfens ist", ist Gruber selbst verwundert, wie gut sich diese Idee entwickelt hat. Verwendet werden dafür die Enden des Spargels, die meist recht holzig sind und vor dem Essen weggeschnitten werden.

Nibelungengold 2.0

Die Erfolgsgeschichte veranlasste das Paar inzwischen auch dazu, seine Brauerei zu erweitern. Zurzeit wird gerade eine Lagerhalle mit einer Brennerei am Nachbargrundstück errichtet. "Die Türen und Fenster waren als Erstes da", erzählt Daniela Gruber, während sie durch die schwere Metalltüre geht. Sieht man dort zurzeit nur einen grauen Boden und Holzplanken, träumt das Paar bereits von der größeren Brennerei, die hier errichtet wird. Noch in diesem Jahr soll die Erweiterung fertiggestellt werden.

Die letzten Teuerungen setzen aber auch ihnen zu, erzählt Markus Gruber, während er in seine Brauerei geht. Die Getreidepreise hätten sich teilweise verdoppelt, die Glasherstellung sei sehr energieintensiv und auch die meisten anderen Rohstoffe seien teurer geworden, berichtet er. "Durch die Zusammenarbeit mit den regionalen Bauern konnten wir unsere Preise bisher halten", erklärt der Oststeirer. Dennoch müssen sie jetzt wohl nach daran schrauben. "Aber wir getrauen uns gar nicht, das auf die Preisliste zu schreiben, was wir aus den Kalkulationen herausbekommen haben", sagt Gruber, während er an einem Ventil am Kessel dreht. Trotzdem blicken sie positiv in die Zukunft: "Mit der Erweiterung werden wir zum Nibelungengold 2.0", schmunzelt Gruber beim Blick in Richtung der bald fertiggestellten Halle.