Die Freude am Fortgehen kann genauso schnell schwinden, wie sie aufgekommen ist. Klara (Name von der Redaktion geändert) wollte in der Postgarage in Graz mit Freundinnen und Freunden feiern. Dass die Freundesgruppe und Klara selbst dann wiederholt sexuell belästigt wurden, war jedoch nicht Teil des geplanten Abends: "Wir wurden angetanzt und begrapscht. Ein 'Stopp' wurde einfach nicht akzeptiert." Ein Mann fasste Klara von hinten an die Brüste, eine junge Frau in der Gruppe wurde im Klub verfolgt.

Daraufhin meldete die Freundesgruppe dem Klubpersonal, was vorgefallen ist. Die zwei Personen an der Kassa, eine Frau und ein Mann, hätten nicht wirklich zugehört und Klara das Gefühl gegeben, nicht recht zu glauben, was erzählt wurde, schildert Klara. Das Angebot, mitzukommen und sich die Situation anzuschauen, wurde dennoch gemacht. Sollte dem Personal etwas auffallen, würden Maßnahmen ergriffen, hieß es. Das ärgerte die Gruppe. "Ich lasse mich nicht noch einmal belästigen, nur damit mir geglaubt wird", sagt Klara dazu.

Postgarage Graz: "Reines Missverständnis"

Nachdem Klara den Vorfall auf Instagram öffentlich gemacht hatte, meldeten sich über 60 Personen, die Ähnliches in Grazer Klubs erfahren haben. Dann kontaktierte ein Vertreter der Postgarage Klara und lud zu einem Gespräch ein. Er entschuldigte sich, meinte aber, dass man die Belästigungen nicht ganz verhindern könne. Man müsse ja nicht in den Klub kommen, wenn man damit ein Problem habe, indizierte er laut Klara.

Auf eine Anfrage der Kleinen Zeitung erklärte Vesna Lolas, eine Sprecherin der Postgarage, dass das Personal auf jeden Fall gewillt war, die Täter anzusprechen und sie mit den Konsequenzen zu konfrontieren. Allerdings hätten Klara und der Rest der Gruppe den Klub vorzeitig verlassen, was die Ermittlung erschwert habe, wer sich der Übergriffe schuldig gemacht hat. "Wir verstehen aber auch, dass Klara so reagiert hat, weil eine solche Situation scheußlich, schockierend und verstörend ist." Es sei ein reines Missverständnis gewesen.

Personalschulung als Maßnahme gegen Übergriffe

Es gehe Klara aber nicht unbedingt darum, dass nichts getan wurde. "Natürlich war die sexuelle Belästigung schon schlimm genug. Aber das wirklich Verletzende daran war dann, dass ich nicht gehört wurde und dass mir nicht geglaubt wurde. Ich gehe ja nicht zum Spaß hin und sage, dass ich belästigt wurde." Klara betonte außerdem, dass es wichtig sei, das Personal zu schulen. Sogenannte "Awareness-Teams" könnten dafür ein Anfang sein. Die Sprecherin des Lokals versicherte der Kleinen Zeitung, dass Klara natürlich geglaubt wurde, dass es aber auch verständlich sei, dass Klara ein anderes Gefühl hatte.

Man lege großen Wert darauf, solchen Situationen vorzubeugen und Maßnahmen zu ergreifen. Die Postgarage sei Teil der "Luisa ist da"-Kampagne, man beschäftige Frauen als Security und Ansprechpersonen, der Dialog mit Betroffenen und Tätern sei zudem Priorität. Das Lokal zeichne sich durch die Offenheit gegenüber ihrer Community aus, alle seien willkommen und wertgeschätzt.

Nur wenige Übergriffe werden tatsächlich angezeigt

Laut der Landespolizeidirektion Steiermark kam es im Jahr 2021 zu insgesamt 194 Anzeigen von sexuellen Belästigungen. Davon fallen fünfzehn in die Gastronomie. Meist regeln die Klubs solche Vorfälle selbst, die Polizei geht aber jeder Anzeige nach.

Für Klara war es das erste Mal, eine Belästigung zu melden. Bisher wäre es einfach normal gewesen. Man gehe, besonders als weiblich gelesene Person, von Beginn an davon aus, belästigt zu werden. Auch wenn es oft so wirkt, als würde es keine Konsequenzen für die Täter geben, sei es wichtig, Übergriffe zu melden. Je mehr Aufmerksamkeit das Thema bekommt, desto besser. Wenn es selbstverständlicher wird, Belästigungen zu melden, wird die Thematik auch zunehmend ernster genommen.