Die ersten 24 Stunden meines Experiments brachte ich dank elterlicher Hilfe - in Form von Nahrung (ich weiß, diesen Luxus haben nicht viele) - völlig ohne Ausgaben hinter mich (mehr dazu lesen Sie hier.) Der erste Tag hat bei den Usern der Kleinen Zeitung zahlreiche Reaktionen hervorgerufen. Zustimmende, wie kritische. Ja, 50 Euro sind nicht viel Geld. Aber trotzdem mehr, als manch anderer zur Verfügung hat.

Daher habe ich mich entschieden meine erste Investition in der Trafik zu tätigen - um dem unwahrscheinlichsten Szenario eines Lottogewinnes eine Chance geben. Ein Lottoschein könnte mein Ticket aus der Finanz-Diät sein. Mit 3 Euro nehme ich am Rennen um den Vierfach-Jackpot teil. Aus 3 Euro könnten 5,3 Millionen werden. Meine Vernunft brüllt: "Nein!", während sich im entlegensten Eck meines Gehirns eine verstaubte Erinnerung an meine Schulzeit zu Wort meldet. Die Wahrscheinlichkeitsrechnungen im Mathematikunterricht. Der Professor damals: "Vom Blitz getroffen zu werden, ist 176 mal wahrscheinlicher wie den Jackpot zu knacken." Ich hoffe die nächsten Tage auf Sonnenschein.

Die Natur um Graz ist gratis

Die Natur in den Mur-Auen spendet Ruhe und Entspannung.
Die Natur in den Mur-Auen spendet Ruhe und Entspannung. © Michael Schäfl

Um mich vom Nervenkitzel des hoffentlich bevorstehenden Lottogewinns zu erholen, breche ich in die Natur auf. Raus ins Grüne, denn was gibt es Schöneres als die Ruhe und die Zurückgezogenheit in den Grazer Mur-Auen?Und so ganz nebenbei kann man sich auch in Ruhe Gedanken darüber machen, wie die übrigen Euros wohl am besten investiert werden sollen. Denn für die kleine Jause und die Flasche Mineralwasser wurden mir abermals 3 Euro abgeluchst.  

Ich sinniere bei meinem Spaziergang darüber, wie es wohl Menschen ergeht, die wöchentlich weniger als 50 Euro zur Verfügung haben. Bei denen jeder Euro mehrmals umgedreht und eine jede Ausgabe sorgfältig reflektiert werden muss. Mir kommt die Idee, Lotto zu spielen unbeschreiblich dumm vor, ein wenig schäme ich mich dafür. Aber der Traum vom großen Geld - für viele mit geringen finanziellen Resourcen ist er wohl allgegenwärtig. Egal, ob man studiert, eine Arbeit sucht oder bereits in Pension ist.

Jäger und Sammler

Die Natur hält so manche schmackhafte Überraschung bereit.
Die Natur hält so manche schmackhafte Überraschung bereit. © Michael Schäfl

Während ich vor mich hinspaziere und meinen Gedanken freien Lauf lasse, sticht mir plötzlich etwas neben meinen Füßen in's Auge.  Erst, wenn man weniger Geld zur Verfügung hat, beginnt man, sich mehr Gedanken über Lebensmittel zu machen. Also warum Bärlauch teuer am Markt kaufen, wenn er hier, soweit das Auge reicht, den Boden bedeckt. Ich denke bereits an mein Essen zuhause. Kartoffelpüree, aus den übrigen Kartoffeln, mit Bärlauch und freue mich. Gestern galten meine Gedanken dem Lotterielos, heute dem selbstgepflückten Bärlauch. Eine spannende Entwicklung. Mir bleiben übrigens noch 44 Euro, fünf Tage - darunter ein Wochenende. Wie schafft man das nur?

Wie es mir am heutigen Mittwoch ergeht, lesen Sie morgen auf www.kleinezeitung.at/graz.