Sie ist das Aushängeschild der Stadt, die ausgedehnte Fußgängerzone im Grazer Zentrum. Tausende Flaneure und Touristen schlendern Tag für Tag durch die Herrengasse, die Sporgasse und über den Hauptplatz – und müssen feststellen, dass von dem einstigen hochwertigen Bodenbelag nicht mehr viel übrig ist. Immer mehr der Granitplatten gingen zuletzt zu Bruch oder haben zu wackeln begonnen – die Stadt stopft die so entstandenen Löcher aber einfach mit Asphalt.

„Das ist das Herz der Stadt, das muss doch Priorität Nummer eins sein“, sagt Erwin Sacher, der der Kaufleutevereinigung „Echt Graz“ vorsteht. „Wenn das Herz verödet, dann hat die ganze Stadt ein Problem.“ Es sei gut, wenn generell der Gestaltung des öffentlichen Raums mehr Aufmerksamkeit geschenkt werde, aktuell etwa in der Kaiserfeldgasse und dem Neutorviertel. „Aber es muss auch in der Herrengasse etwas passieren, dass man sich über den Bodenbelag und Beschattungsmaßnahmen Gedanken macht“, so Sacher.

„Bei der Hitze wird der Asphalt so weich, da bleiben die Leute mit ihren Schuhen fast kleben“

„Gehen Sie einmal vom Juwelier Weikhard Richtung Sporgasse. Bei der Hitze wird der Asphalt weich, da bleiben die Leute mit ihren Schuhen fast kleben“, schüttelt Sacher den Kopf. Ähnlich das Bild am Hauptplatz auf Höhe Billa, in der Albrechtgasse und in der Herrengasse selbst, wo es seit April ein Asphaltband entlang der Gleise gibt anstelle der alten Kopfsteinpflaster. „Aus Sicherheitsgründen“, hieß es heuer im April. Durch die Belastung der Liefer-Lkw und der Straßenbahnen sind die Platten teils mehrere Zentimeter hoch aufgestanden – „eine echte Stolperfalle“, hieß es seitens der Holding.

Das Asphaltband sei nur ein Provisorium, versicherte damals Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne). Aber eines, das bis 2027 bleiben wird, heißt es nun seitens der Holding, die für die Ausführung der Arbeiten zuständig ist. Dann werden nämlich die Gleise auf Höhe Eisernes Tor saniert, dann könne man die Platten in der Herrengasse ausbessern. Auch in der Frauengasse gehe man dann eine Bodensanierung an. Was Hauptplatz, Albrechtgasse und Tummelplatz betrifft, verweist man seitens der Holding auf größere städteplanerische Vorhaben, die man vor einer vollständigen Sanierung abwarte.

Schwentner: „Flickwerk entspricht nicht unseren Ansprüchen“

Das Problem „Fleckerlteppich Fußgängerzone“ ist wahrlich kein neues. Schon in den 2000er-Jahren führte ein Aufschrei der Wirtschaft zu einer umfassenden Neupflasterung. Das Problem ist heute dasselbe wie damals: Die Granitplatten gehen mit der Zeit unter der Last der schweren Liefer-Lkw, die Tag für Tag die Innenstadtgeschäfte beliefern und Infrastruktur für Veranstaltungen anliefern, zu Bruch.

Schwentner ist sich bewusst, dass aktuell „das Flickwerk nicht unseren Ansprüchen entspricht“ und es auch nicht „im Sinne des Weltkulturerbes und der Steigerung der Aufenthaltsqualität“ ist. Sie hat daher gemeinsam mit Stadtbaudirektor Bertram Werle die „Holding-Vorstände zum Gespräch eingeladen, weil ich mich dem Thema verstärkt annehme und Lösungen finden will“. Schwentner strebt „ein neues Format der Zusammenarbeit“ an, um „klare Regeln zu schaffen, wie mit dem Tausch der Granitplatten umzugehen ist“. Das Flicken mit Asphalt soll künftig möglichst unterbunden werden.

Wobei klar ist: Schnelle Lösungen wird es nicht geben. Schwentner will „diese Sanierungen großflächiger gestalten, um auch den Unterbau entsprechend auf Vordermann bringen zu können“. Und um die Belastung durch Baustellen so gering wie möglich zu halten, sollen „im Zuge von geplanten Sanierungen die Synergien genutzt werden, um dann die betreffenden Plätze und Gassen nach unseren Qualitätskriterien zu gestalten“.