Zeit war nicht viel: Innerhalb von nicht einmal 48 Stunden hat man im Ausseerland zu einer Demonstration geladen. Rund 300 Menschen sind trotzdem gekommen und machten Mittwochnachmittag ihrem Unmut Luft. "Für den Erhalt der Chirurgie!" lautete das Motto – dazu ein lautes Pfeifkonzert mit Dutzenden Trillerpfeifen mitten im Ausseer Kurpark.

Der Grund für den Aufmarsch: Die Kages möchte im Bad Ausseer Spital die Vollchirurgie zu einer fünftägigen Wochenklinik umbauen. Samstag und Sonntag soll es künftig nur mehr eine chirurgische Notversorgung geben – Operationen stattdessen ins Verbundsspital Rottenmann verlagert werden. "Das ist der Anfang vom Ende dieser Abteilung", sind die einheimischen Demonstranten überzeugt.

Rund 20 Minuten wurden Statements abgehalten und an das Versprechen mehrerer ÖVP-Gesundheitslandesräte erinnert: "Bis zur Inbetriebnahme des neuen Leitspitals in Stainach bleibt die Versorgung in vollem Umfang aufrecht, hat man uns zugesagt. Was gilt ein politisches Versprechen in diesem Land noch?", hallt es über den Kurhausplatz. Die Gäste im benachbarten Gastgarten des Traditionscafés Lewandofsky reckten die Hälse.

Das Spitalsthema ist im Ausseerland politisch dermaßen brisant, dass es vor etwa zehn Jahren nicht unwesentlich dazu beigetragen hat, dass die einst "rote" Region – nachdem sich Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer politisch hinter den Spitalsneubau mit Chirurgie gestellt hat – mittlerweile von drei ÖVP-Bürgermeistern angeführt wird.

"Totengräber der Chirurgie"

Zurück zum Kurhausplatz: Werden die Kages-Chefs in Person von Vorstandsvorsitzendem Gerhard Stark und Aufsichtsratsvorsitzendem Günter Dörflinger den Vordereingang ins Kurhaus benützen und durch die demonstrierende Menge durchgehen? "Nur, wenn sie Mumm haben", raunte ein Demonstrant. Und dann: Die beiden Chefs kamen. Ein Riesenpfeifkonzert erhob sich. "Die Totengräber der Chirurgie sind da", lautete der Empfangstext vom Forum Pro LKH Bad Aussee, das den Protest organisierte.

Offener Schlagabtausch

Man wurde jedoch schnell wieder sachlich. Die Entscheidungsträger wurden ans Mikrofon gebeten und es entwickelte sich – völlig ungeplant – eine etwa einstündige Diskussion mitten im Kurpark. Über Operationen, Stunden, Personalmangel, Rechnungshofbericht und vieles mehr. Stark präsentierte Fallzahlen, die betroffenen Ärzte aus Bad Aussee dementierten und fielen ihm aus der Menge heraus direkt ins Wort.

Zwiespalt in der Luft

Auch sie wurden ans Mikrofon gebeten. "Wir finden keine Ärzte", sagte Stark. "Ich bin bisher noch nicht gefragt worden, ob ich mehr Dienste machen kann", konterte Thomas Wallner, Orthopäde und Chirurg. Tosender Applaus von der Menge.

Der Zwiespalt lag während der gesamten Veranstaltung in der Luft: Die Kages-Führung sagte, es gäbe zu wenig Fallzahlen und Personal. Gleichzeitig limitiert man die Operationen – etwa Hüftprothesen. "Klar kann sich da nicht mehr entwickeln und es kommen auch keine Leute."

"Wenn jemand einen Arzt kennt, der in Bad Aussee anfangen möchte, dann schickt ihn bitte zu mir. Ich versprech euch, der kann morgen starten", bot Dörflinger den Ausseern an.

Beispiel in Klagenfurt

Stark ergänzt: "Die Chirurgie im Krankenhaus der Elisabethinen in Klagenfurt sollte 2016 auch geschlossen werden. Da haben wir bereits eine Fünftage-Klinik eingeführt und es funktioniert bestens. Bitte schaut euch dieses Beispiel an. Ich verantworte die Qualität der Versorgung."

Während die Veranstaltung noch im Gange war, versendete die Kages-Pressestelle eine Information, in der man die Schritte der Reduktion noch einmal mit Zahlen untermauerte. "Der Rechnungshofbericht im Jahre 2020 stellte bereits fest, dass der Personalstand im chirurgischen Bereich des Standorts Bad Aussee nicht einer dauerhaften Betriebsbewilligung entspricht. Auch hält der damalige unabhängige Prüfungsbericht die stark rückläufigen Zahlen der Bettenbelegung, als auch der OP-Auslastung dieser Abteilung fest."

Nur 29 Operationen am Wochenende

Konkret dazu: "Im Jahr 2021 gab es von insgesamt 503 Operationen nur 34, die außerhalb des Regelbetriebes montags bis freitags 8 bis 16 Uhr fielen, bzw. nur 29 Operationen, die samstags oder sonntags durchgeführt wurden." Durch diese geringen Zahlen würden sich zwangsläufig Qualitätsrisiken in der Behandlung ergeben.

"Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, implementiert die KAGes eine Zentrale ambulante Erstversorgungseinheit (ZAE). Damit ist die Akutversorgung sieben Tage die Woche sichergestellt." Es würde - trotz angespannter Personalsituation - keine Verschlechterung der Leistung geben.

Landesrätin trägt Wochenklinik mit

Gesundheits-Landesrätin Juliane Bogner-Strauß wird in der Aussendung zitiert: „Es ist primäre Aufgabe durch die KAGes die Spitalsversorgung der Region einerseits, als auch die bestmögliche Qualität andererseits zu garantieren. Dazu braucht es dynamische Lösungsansätze, die mit den realen Gegebenheiten einhergehen. Ein Wegschauen würde die Sicherheit in der Versorgung gefährden."

5-Tageschirurgie bleibt bis zum Leitspital in Stainach

"Die chirurgische Versorgung bleibt mit der Implementierung der Zentralen Erstversorgungseinheit in Kombination mit der 5 Tageschirurgie aufrecht bis zur Errichtung des Leitspitals in Stainach, wo erstmals durch eine zentrale Bündelung eine Weiterentwicklung des chirurgischen Angebots in der Region möglich gemacht wird.“

Die Demo endete schließlich mit ganz klaren Standpunkten auf beiden Seiten – keiner gibt nach – aber es heißt auch beiderseits: "Wir sind dialogbereit."