Wenn man sich die harten Auseinandersetzungen der letzten Monate um das Leitspital Liezen ansieht, muss man attestieren: viel Feind, wenig Ehr’. Werden Sie ob der Widerstände nicht müde?
CHRISTOPHER DREXLER: Ich wusste von Beginn an, dass ich kein Hollywood-Ressort habe, sondern dass es um knallharte Fragen politischer Verantwortung für die Gesundheitsversorgung geht. Wie internationale Beispiele beweisen, kommen solche Veränderungen auf Deutsche oder Schweizer genauso zu. Das zeigt, dass wir notwendige Dinge anpacken, die nicht immer sofort zu Popularitätsstürmen führen. Bevor sich wer zu früh freut: Über kurz oder lang werden wir dafür Popularität ernten.

Wann wird das Leitspital also eröffnet?
2025 wird das Leitspital eröffnet. Wir werden mit Finanzreferent Toni Lang bald Details zur Finanzierung präsentieren.

Bis 2025 dauert es: Wie will man die Versorgung sicherstellen? Es wird schwieriger, Dienste zu besetzen – wie zuletzt in Bad Aussee.
Auch ich habe vor dem Fall gewarnt, wenn einzelne Leistungsträger ausfallen – wie es zuletzt dort passiert ist. Wir werden alles daransetzen, die Versorgung sicherzustellen. Jedes Problem, das wir in Bad Aussee, in Schladming oder Rottenmann haben, ist ein Argument für das Leitspital.

Das Leitspital ist in der Region nur ein Schritt: Es bedarf – wie in der ganzen Steiermark – weiterer Begleitmaßnahmen im niedergelassenen Bereich. Aber dort hat das Land nur begrenzten Einfluss auf GKK und Ärztekammer.
Ich bin sehr darum bemüht, mit unseren Partnern konstruktive Arbeitsverhältnisse zu haben. Aber es ist klar, dass hinter verschlossenen Türen Tacheles geredet werden muss. Ich flüchte mich nicht aus der Verantwortung, obwohl ich weiß, dass das Land nicht überall Hebel hat, um umzusetzen, was wir wollen. Aber in den Augen der Leute ist immer das Land verantwortlich, selbst wenn wir das nur für Spitäler sind.

Steirische Spitäler reduzieren Ambulanzangebote, obwohl es im niedergelassenen Bereich zu immer längeren Wartezeiten kommt. Müssen Spitäler sparen, weil das Geld ins Leitspital fließt?
Ich glaube, dass wir im internationalen Vergleich eines der besten Systeme haben, in der Realisierung vieler Reformen sind wir derzeit Nummer eins in Österreich. Der Begriff Einsparungen ist irreführend, wir geben Jahr für Jahr mehr Geld für die Spitäler aus. Dass das Leitspital anderen Spitälern Geld wegnimmt, ist definitiv nicht der Fall. Liezen ist nur ein Baustein der Reformen.

Andere Bausteine sind der neue steiermarkweite Bereitschaftsdienst und das Gesundheitstelefon. Hier hatte man erhebliche Anlaufschwierigkeiten.
Natürlich haben wir ein Reformtempo, das sich gewaschen hat. Der neue Bereitschaftsdienst ist auf einen besseren Service ausgelegt – nämlich dass der Arzt zum Patienten kommt. Das hat manchen Ärzten nicht gepasst. Es wurde aber nicht von uns aufgesetzt, sondern mit der Ärztekammer gemeinsam. Wir haben gesehen, dass es anfangs Probleme gab, wir haben Optimierungen präsentiert – zum Beispiel, dass ein, zwei Ordinationen in Regionen offen gehalten werden. Wir sehen aber, dass es ein, zwei Regionen gibt, wo offensichtlich durchaus mit Absicht dieses System boykottiert wird. Wenn sich trotz aller Verbesserungen, die wir mit Ärztekammer und Sozialversicherung ausverhandelt haben, nichts ändert, dann müssen wir Alternativszenarien entwickeln.

Und so ein Szenario wäre?
Wir könnten den Bereitschaftsdienst mit anderen Partnern durchführen. Wir haben den neuen Bereitschaftsdienst ja deshalb gemacht, weil der alte schlecht funktioniert hat. Und wir sehen, dass der neue Bereitschaftsdienst von Woche zu Woche besser klappt. Es gibt viele Ärzte, die ihrer Aufgabe nachkommen, am Bereitschaftsdienst mitzuwirken.

Es kommen weitere Herausforderungen auf Sie zu: Die Spitalsbetreibergesellschaft Kages soll, so heißt es, für die zukünftige Versorgung mehr Geld benötigen. Etwa einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Wie stemmt man das im Landesbudget?
Wir haben ein Doppelbudget beschlossen, wo auch ein Konsolidierungspaket aus meinem Ressort beigesteuert wurde. Konsolidierung heißt in dem Zusammenhang nicht, dass wir weniger ausgeben. Wenn es konkrete Anliegen gibt, dann finden wir Lösungen. Das Budget 2019/2020 aufzuschnüren, wird aber nicht möglich sein.

War die Arbeit an der Gesundheitsreform so mühsam, dass Ihr Kulturressort darunter gelitten hat? Die Steiermark-Schau etwa hat – gegenüber ersten Ankündigungen – zwei Jahre Verspätung.
Das hat eine Reihe von Gründen: Wenn wir die Lücke nach den Landesausstellungen und der Regionale schließen wollen, dann muss das ein im nationalen und internationalen Vergleich attraktives Projekt werden. Es braucht eine solide Vorbereitung und die Finanzierung ist wichtig – ein wichtiger Punkt in den Verhandlungen nach der nächsten Landtagswahl. Wir brauchen ein Leuchtturmprojekt für die Steiermark. Die Steiermark-Schau wird hauptsächlich in Graz stattfinden, aber auch einen mobilen Teil haben. Was grundsätzlich die internationale Vernetzung angeht, sind wir Vorreiter in Österreich – und bekommen häufig Anfragen aus anderen Ländern. Klar ist: Ich wende gleich viel Zeit für Kultur und Gesundheitsbereich auf.

Apropos Landtagswahl 2020: Ist eine vorgezogene Wahl, wie sie Kollegin Barbara Eibinger-Miedl angesprochen hat, ein Thema?
Ich gehe vom regulären Wahltermin im Mai 2020 aus. Damit sind meine Planungen verbunden. Es kann sich aber natürlich immer rein theoretisch die Situation ergeben, dass es einen vorverlegten Termin gibt.