Passt das Zusammenspiel zwischen Können und Glück, kann der SK Sturm in dieser Saison nach der Cuptrophäe auch den Meisterteller nach Graz holen. Dazu braucht es in den ausstehenden drei Runden weiterhin Qualität von den Schwarz-Weißen auf dem Platz und etwas Glück, dass Salzburg nicht nur im sonntägigen Schlagerspiel (17 Uhr, Sky und ORF 1, live) verliert, sondern ein weiteres Mal Punkte lässt. Mit Was-Wäre-Wenn-Spielchen können sowohl Sturm als auch Salzburg wenig anfangen. Feststeht, dass beide Mannschaften in der kommenden Spielzeit im Europacup spielen.

Wo der SK Sturm seine internationalen Begegnungen austragen wird, weiß zum aktuellen Zeitpunkt niemand. Warum? Weil nicht klar ist, ob die Arena in Graz-Liebenau vom europäischen Fußballverband (UEFA) weiterhin die "Kategorie 4" erhält. Denn nur Stadien mit vier Sternen dürfen Gruppenspiele in der Europa Conference, der Europa sowie der Champions League austragen.

Video-Umfrage: Schafft Graz den Meistertitel?

Stadien werden von der UEFA in die Kategorien 1 bis 4 unterteilt. Der Anforderungskatalog ist Hunderte Seiten lang. Ob die Merkur-Arena noch dem aktuellen UEFA-Standard entspricht, ist fraglich. Bruno Hütter ist bei Sturm seit Jahren für alle Stadionangelegenheiten zuständig. Auf die Frage, ob Sturm in der kommenden Saison internationale Partien in Graz spielen wird, sagte er: "Es wird eine große Herausforderung." Aufgrund seiner Erfahrung und seiner guten Drähte in die UEFA-Zentrale nach Nyon ist Hütter die prekäre Stadionsituation bewusst.

VIP-Klub nicht das Problem

Liest man sich das UEFA-Reglement zur Stadioninfrastruktur durch, ist klar: Die Merkur-Arena muss nachrüsten, wenn man die "Kategorie 4" halten will. Der in Graz sehr beschränkte VIP-Klub ist demnach nicht das Problem. 500 Plätze stehen in Graz zur Verfügung, die UEFA beansprucht in der Champions League 360. Viel Verkaufspotenzial haben die Grazer daher nicht, aber gespielt kann werden.

Es sind die Arbeitsbereiche für Medien, die die "Kategorie 4" verhindern. Insbesondere die Sektoren für die TV-Anstalten. 1000 Quadratmeter Arbeitsfläche sind für die TV-Stationen vorgeschrieben, das Stadion in Liebenau hat 650 Quadratmeter. Für Print- und Online-Medien sind 200 Arbeitsplätze notwendig, 100 mit Pult. Der Raum für Pressekonferenzen muss zumindest 80 Arbeitsplätze haben. Es sind viele Details, die die Merkur-Arena nicht erfüllt. UEFA-Vertreter können einen Inspektionsbesuch jedes Stadions durchführen. Und bei der Vermarktung (dazu gehört der TV-Bereich) greift der europäische Verband durch.

Ohne vierten Stern braucht Sturm eine Ausweichspielstätte. Das Wörthersee-Stadion würde sich anbieten. Allerdings haben zum jetzigen Zeitpunkt sowohl Austria Klagenfurt als auch der WAC Chancen auf den Europacup. Spielen beide Kärntner Klubs international, bliebe Sturm nur noch das Wiener Happel-Stadion als Ersatzort. "Wenn wir in ein anderes Stadion wechseln müssten, wäre das für Sturm ein Totalschaden", sagt Wirtschaftsgeschäftsführer Thomas Tebbich. Er führt die Mehrkosten sowie die finanzielle Belastung für die Fans an und fragt sich, ob die Wertschöpfung, die der SK Sturm durch internationale Fans lukriert, der Stadt Graz und dem Land Steiermark "wirklich nichts wert ist"?