Eine Brandstiftung am 2. Jänner 1949 markiert den Beginn einer der brutalsten Verbrechensserien in der Steiermark: Überfälle, Raubmorde, Brände – "die Fladnitzer" terrorisierten die Bevölkerung so sehr, dass sich kaum jemand auf die Straße getraut hat. Es war nur eine Frage der Zeit, bis wieder jemand erschlagen und ausgeraubt wird oder ein Gehöft niederbrennt.

Erschlagen und in den Fluss geworfen

Lange wusste niemand, wer hinter den Verbrechen steckt. Zunächst war nur vom "Fladnitzer" die Rede. Doch die Intensität und Frequenz der Verbrechen ließen bald vermuten, dass es sich um eine Bande handeln muss. Die Skrupellosigkeit der Täter kannte keine Grenzen, was etwa ein Raubmord vom Oktober 1949 zeigt. Ein Motorradfahrer wird mit einer Straßenfalle zu Sturz gebracht, doch er kann gerade noch entkommen. Nur zwei Stunden später wird ein dreifacher Familienvater mit einer Hacke niedergeschlagen und beraubt. Die Fladnitzer werfen den Schwerverletzten in die Raab. Er ertrinkt hilflos. 

Die Verbrechen sollten noch bis Mitte August 1950 weitergehen. An diesem Tag kommt es wieder zu einer Brandstiftung. Routinemäßig wird der Knecht Johann Kienreich (19) befragt. Dabei verstrickt er sich in Widersprüche. So kommt man auf die Namen der Fladnitzer Bande. Einer von ihnen, Josef Seidnitzer (27), wird während seiner Hochzeit verhaftet. Seine Frau hatte ihn oftmals vor den Fladnitzern gewarnt ... 

Im Prozess gibt es noch zahlreiche dramatische Wendungen – etwa um eine aus Eifersucht getätigte falsche Beschuldigungen. Als Kopf der Bande war Franz Ziehenberger vermutet worden. Doch weil sich dieser in der Haft das Leben nimmt, kann das nie endgültig geklärt werden. So ist es möglich, dass der wahre Anführer der Fladnitzer nie gefasst und zur Rechenschaft gezogen wurde. 

Skurriler Nebenschauplatz

Ein aus heutiger Sicht skurriler Nebenschauplatz der Verbrechensserie ist die mediale Berichterstattung über die Täter. Von der Presse wurden diese als eifrige Kinogänger beschrieben – ohne das zu konkretisieren. Die Landesregierung ging von einem Zusammenhang der Fladnitzer Verbrechen bzw. einem generellen Anstieg der Kriminalität und dem Konsum von "Gangsterfilmen" aus. So wurden Kinobesitzer aufgefordert, "als Maßnahme moralischen Notstandes" auf die Vorführung von Kriminalfilmen zu verzichten.