Sein Lebenswerk in Sachen Architektur hatte er kurz nach seinem 80. Geburtstag vollendet. Danach hat sich Friedrich Achleitner, Doyen der österreichischen Architekturtheorie, wieder seinem zweiten Standbein zugewandt: der Literatur, und noch ein Buch mit dem Titel "wortgesindel" herausgebracht. Nun ist der bedeutende österreichische Architekt, Architekturkritiker und Schriftsteller im Alter von 88 Jahren in Wien verstorben.
Achleitner wurde am 23. Mai 1930 in Schalchen, Oberösterreich, geboren, und besuchte die Höhere Bundesgewerbeschule in Salzburg und studierte danach Architektur bei Clemens Holzmeister in Wien. 1957 trat er gemeinsam mit H.C. Artmann, Gerhard Rühm, Oswald Wiener und Konrad Bayer als legendäre "Wiener Gruppe" zum ersten Mal an die Öffentlichkeit. 1959 veröffentlichte Achleitner gemeinsam mit Artmann und Rühm den Dialekt-Band "hosn rosn baa", ein Jahr darauf publizierte er "schwer schwarz".
Gegen unkünstlerisches Bauen
Nach dem Zerfall der "Wiener Gruppe" wandte sich Achleitner vor allem der Architekturkritik zu. Nach einer einjährigen anonymen Tätigkeit bei der "Abendzeitung" (1961) wechselte er zur "Presse", für die er bis 1972 regelmäßig über die Qualität der österreichischen Baukunst schrieb. Als Vater der heimischen Architekturkritik trat er energisch gegen Abbruchspekulation und unkünstlerisches Bauen auf. 1968 erhielt Achleitner nach mehrjähriger Lehrtätigkeit eine provisorische Professur für Geschichte der Baukonstruktion an der Akademie der bildenden Künste, bevor er 1972 ein einjähriges Literaturstipendium in Berlin antrat. Dort nahm er seine schriftstellerische Tätigkeit wieder auf und verfasste seinen "quadratroman" (1973).
Professur und zahlreiche Preise
Von 1983 bis 1998 stand Achleitner der Lehrkanzel für "Geschichte und Theorie der Architektur" an der Wiener Hochschule für angewandte Kunst vor. Ausgezeichnet wurde der in Wien lebende Architekt und Autor unter anderem mit dem Theodor Körner Preis (1957), dem Preis für Architekturpublizistik der Österreichischen Gesellschaft für Architektur, dem Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik (1984), der Goldenen Ehrenmedaille der Stadt Wien (1995), dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (2002) und dem Ehrenring der Universität für angewandte Kunst Wien (2007). Im Jahr 2009 wurde er siebentes Ehrenmitglied der Wiener Secession, 2011 erhielt er den Watzlawick-Ehrenring. Damals sagte der Geehrte, er habe sich stets weder nur als Kritiker, Schriftsteller oder Sprachkünstler noch ausschließlich als Dokumentator gesehen, "sondern als jemand, der Mauern des Unverständnisses niederreißen möchte sowie Fantasie, Ratio und emotionale Wissenschaft in einen Diskurs bringen wollte".