Kardinal Christoph Schönborn wurde am 22. Jänner 1945 im Sudetenland geboren. Seit 1998 ist er der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz.

Im kommenden Jänner feiert Schönborn seinen 75. Geburtstag. Im Interview mit der ZiB 2 erklärte er, er habe Papst Franziskus seinen Rücktritt angeboten, so wie dies in diesem Alter vorgesehen ist. "Ich hoffe, dass er meinen Rücktritt annimmt, 75 ist ein gutes Alter, um zurückzutreten." Aber der Papst entscheide. "Ich schätze ihn überaus. Ich vertraue darauf, dass wir eine Lösung finden werden, mit der ich leben kann."

Amazonas-Tod ist Tod der Welt

Zur Amazonas-Synode sagte Schönborn, auch er habe dafür gestimmt, dass verheiratete Diakone aus dem Amazonas-Gebiet im Einzelfall zu Priestern geweiht werden könnten. Der Umstand, dass Leute wie Pastoraltheologe Paul Zulehner daraus die Forderung ableiteten, eine entsprechende Ausnahme auch für Österreich zu beantragen, enttäusche ihn. "Das war nicht die zentrale Botschaft der Amazonas-Synode. Da ging es darum, dass Amazonien ein Testfall für das Weltklima ist. Der Tod des Amazonas-Waldes ist der Tod der Welt."

Eheloser Priester bleibt Grundmuster

Die Frage, ob auch in Österreich grundsätzlich verheiratete Männer zu Priestern geweiht werden können sollten, sei aber eine Frage, über die man ehrlich diskutieren müsse. "Ich glaube, dass wir auch verheiratete Priester brauchen, aber auch weiterhin den ehelosen Priester. Das bleibt das Grundmuster. Es wird ja niemand dazu gezwungen."

Die Behauptung einer deutschen Studie aus dem Jahr 2018, wonach der Zölibat in unmittelbarem Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche stünde, wies Schönborn zurück. "Die überwiegende Zahl der Missbrauchsfälle findet in den Familien statt, also im Umfeld verheirateter Männer." Im Bereich der Kirche müsse man den Missbrauch bekämpfen, indem man strengere Maßstäbe bei der Auswahl und Ausbildung der Priesterkandidaten anlege.