Rund 30 Jahre nach dem Mauerfall können zerrissene Akten des früheren Staatssicherheitsdienstes (Stasi) in der sozialistischen DDR immer noch nicht ausgewertet werden. Die Papiere in Tausenden Säcken werden zur Zeit ausschließlich per Hand zusammengesetzt - die vor zwei Jahren gestoppte Rekonstruktion per Computer sei bisher nicht wieder in Gang gekommen, sagte der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, der Deutschen Presse-Agentur.

"Aber wir geben nicht auf", betonte der frühere DDR-Oppositionelle. Die Stasi hatte der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) in der DDR als Instrument zur Überwachung von Bürgern gedient. Im Herbst 1989 wollten Stasi-Offiziere im Zuge des Zusammenbruchs massenhaft Akten vernichten. Nachdem die Reißwölfe heiß liefen, wurde auch per Hand zerfetzt. Bürgerrechtler stoppten die Aktion. Die zerrissene Hinterlassenschaft wurde in den Säcken gelagert. Daneben blieben 111 Regal-Kilometer unversehrte Papiere erhalten.

Schnipsel per Hand zusammenfügen

Knapp 20 Mitarbeiter in Berlin und mehreren Außenstellen der Bundesbehörde fügen laut Jahn derzeit in mühevoller Kleinarbeit Schnipsel zusammen. Von einst 16.000 Säcken mit sichergestellten Stasi-Papieren wurde bisher lediglich der Inhalt von 520 erschlossen, davon Papiere aus 23 Säcken am Computer. Die manuelle Rekonstruktion könnte noch Jahrzehnte dauern.

In das Projekt zum virtuellen Puzzeln von Akten flossen bisher mehr als sechs Millionen Euro. Erwartet wurde eine schnelle und umfassende Zusammensetzung. Doch das Vorhaben wurde vor zwei Jahren auf Eis gelegt, weil die technischen Voraussetzungen für ein Massenverfahren nicht reichten und spezielle Scanner fehlten.