Papst Franziskus ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten angekommen. Noch nie zuvor war ein Katholiken-Oberhaupt zu Besuch auf der Arabischen Halbinsel. Von heute Abend bis Dienstag wird der Pontifex Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten besuchen. Im Zentrum der Reise in das islamische Land steht ein interreligiöses Treffen, das am Montag beginnt.

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An dem interreligiösen Treffen sollen Hunderte Vertreter verschiedener Religionen teilnehmen. Franziskus fördert seit Beginn seiner Amtszeit den Dialog von Muslimen und Katholiken.

Es warten aber auch heikle Themen auf den Papst, wie zum Beispiel der Krieg im Jemen. Vor seiner Abreise erinnerte Franziskus beim Angelus-Gebet auf dem Petersplatz in Rom an die "humanitäre Krise" im Jemen. Die Bevölkerung sei von dem langen Konflikt "erschöpft", zu viele Kinder würden an Hunger leiden, sagte der Papst am Sonntag .

Sorgenkind Jemen

Er rief zu Gebeten für die Bevölkerung und für den Frieden im Jemen auf. Franziskus bat auch um diplomatische Bemühungen, damit die bereits abgeschlossenen Abkommen respektiert werden.

Der Papst äußerte sich zudem zu seinem am Sonntag beginnenden Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Er trete eine "kurze, aber wichtige Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate" an, sagte Franziskus. Er rief die Gläubigen auf, für seine Reise zu beten.

Der Papst und Kronprinz Scheich Muhammad bin Zayid Al Nahyan
Der Papst und Kronprinz Scheich Muhammad bin Zayid Al Nahyan © APA/AFP/POOL/ANDREW MEDICHINI

Die Emirate sind im Jemen Teil der von Saudi-Arabien angeführten Militärallianz. Bei den Angriffen kommen immer wieder Zivilisten ums Leben. Mit Spannung wird erwartet, ob sich Franziskus dazu direkt äußern wird. In der Vergangenheit hatte er den Konflikt angeprangert.

Im Gegensatz zu anderen arabischen Staaten wie zum Beispiel Saudi-Arabien sind Christen in den Emiraten frei, ihre Religion auszuüben und Kirchen zu bauen. Der Vatikan spricht von etwa 900.000 Katholiken in dem Land, rund zehn Prozent der Bevölkerung.

Kluft zwischen Arm und Reich

Ein Großteil der Bevölkerung sind Migranten, die vor allem aus Asien zum Arbeiten in reiche Städte wie Abu Dhabi oder Dubai gekommen sind. Die Kluft zwischen Arm und Reich und Migration im Allgemeinen sind weitere Themen, die Franziskus am Herzen liegen.

Die Emirate wollen mit dem Besuch Toleranz demonstrieren. Organisationen wie Amnesty International weisen jedoch auch auf Menschenrechtsverstöße hin; Aktivisten säßen in Haft. Auch gilt in den Emiraten noch die Todesstrafe - eine Maßnahme, die Franziskus strikt ablehnt.

Amnesty erklärte, die Emirate versuchten, sich mit dem Pomp um den Besuch einen Anstrich der Toleranz zu geben. "Es braucht mehr als symbolische Treffen, um die entsetzliche Menschenrechtslage in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu übertünchen", sagte Nahost-Expertin Lynn Maalouf in einer Mitteilung.

Der Papst bei den Scheichs

Nach der Ankunft standen am Sonntag keine Termine für den Papst auf dem Programm. Am Montag wird er offiziell von Kronprinz Mohammed bin Said Al Nahjan empfangen. Danach ist ein Treffen mit dem Muslimischen Ältestenrat in der Scheich-Said-Moschee vorgesehen. Abschließend hält Franziskus auf dem interreligiösen Treffen eine Ansprache. Am Dienstag werden zu einer Messe in einem Sportstadion rund 130.000 Gläubige erwartet - viele sollten auch aus den Nachbarstaaten anreisen.

Für den Papst ist wichtig, dass die Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate und die bevorstehende Marokko-Reise im März in ein Jahr fallen, in dem die katholische Kirche das Jubiläum "800 Jahre Begegnung zwischen Franz von Assisi und Sultan Malik al-Kamil" begeht, meldet Kathpress. Das Friedenstreffen inmitten der Kreuzzüge hatte im August 1219 im ägyptischen Damiette stattgefunden. In diesem Sinne stehe der aktuelle Papstbesuch auch unter dem aus dem berühmten Franz-von-Assisi-Gebet stammenden Motto "Herr, mach mich zum Werkzeug deines Friedens".

Der Moscheebesuch des Papstes am Montag und die interreligiöse Dimension der Reise könnten in Beziehung zu dem gesetzt werden, was vor bereits 800 Jahren geschehen sei, sagte der Bischof von Abu Dhabi, Paul Hinder, laut Kathpress in "Vatican News": "Damals besuchte der Heilige Franz von Assisi den Sultan von Ägypten. Über die Fronten hinaus kam es zu einer freundschaftlichen Begegnung. Und ich denke, dass der Papst hier auch ein Zeichen setzt: Dass wir Brücken bauen müssen, auch wenn wir nicht dasselbe und das Gleiche glauben." Diese Begegnungen seien Zeichen, die gegenüber den Muslimen wichtig seien, weil sie "sehr positiv auf solche Zeichen reagieren", betonte der Bischof.