Der ukrainische Atomkonzern Enerhoatom wirft den russischen Truppen im besetzten AKW Saporischschja die Verschleppung und Misshandlung von Kraftwerksmitarbeitern vor. Der Präsident des Konzerns, Petro Kotin, sprach auch davon, dass Mitarbeiter getötet oder gefoltert worden seien. Nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj wird der Etat im kommenden Jahr ein Kriegshaushalt sein. Außerdem wurden gegen 606 Mitglieder der politischen Führung in Moskau Sanktionen verhängt.

Noch tausend ukrainische Mitarbeiter auf Gelände

"Etwa 200 Leute sind bereits inhaftiert worden. Von einigen wissen wir nicht, was mit ihnen passiert ist. Es gibt keinen Hinweis, wo sie sind", sagte Kotin, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Es ist sehr schwierig für unser Personal, da zu arbeiten", so Kotin. Die verbliebenen AKW-Beschäftigten wüssten, dass es wichtig sei, für nukleare Sicherheit und Brandschutz zu sorgen. Nach Angaben Kotins halten noch etwa tausend ukrainische Mitarbeiter die Anlage in Betrieb. In Friedenszeiten arbeiteten auf der Anlage 11.000 Menschen.

Ohne so weit zu gehen wie Kotin in seinen Vorwürfen, hat auch die Internationale Atomenergiebehörde IAEA von einer unhaltbaren Lage der ukrainischen AKW-Mitabeiter berichtet. Es gebe zu wenig Personal, hieß es nach einer Inspektionsreise. Die verbliebenen Experten seien so hohem Stress ausgesetzt, dass Bedienungsfehler passieren könnten. Sie hätten auch nicht Zugang zu allen Teilen der Anlage. Die Ukrainer arbeiten dem Bericht zufolge seit März unter der Kontrolle russischer Soldaten, auch seien Vertreter des Konzerns Rosatom anwesend.

In seiner nächtlichen Videobotschaft kündigte Selenskyj 2023 einen Kriegshaushalt an. Beim Budget würden mehr als eine Billion Griwna (rund 27 Mrd. Euro) für Verteidigung und Sicherheit aufgewendet, erklärte Selenskyj. Soziale Verpflichtungen wie etwa Pensionen müssten vollständig abgedeckt werden. Unkritische Ausgaben sollten auf ein Minimum reduziert werden.

Selenskyj berichtete außerdem, dass gegen mehr als 600 Mitglieder der politischen Führung Russlands Sanktionen verhängt wurden. "Sie tragen Verantwortung für den Krieg Russlands gegen die Ukraine, für den Terror gegen unser Volk, und keiner von ihnen wird der Strafe entgehen. Das ist nur eine Frage der Zeit", sagte er. Von 32 Mitgliedern des russischen Sicherheitsrates unter Vorsitz von Präsident Wladimir Putin wurden demnach 28 Mitglieder auf die ukrainische Strafliste gesetzt. Von 450 Abgeordneten der russischen Staatsduma sind es 424, von 170 Senatoren im Föderationsrat 154.

Selenskyj sagte nicht, wer jeweils ausgenommen worden sei. Er nannte auch keine Details zu den Sanktionen. Die Ukraine habe angefangen, die Strafen juristisch, politisch und diplomatisch durchzusetzen. Russland hatte die Ukraine am 24. Februar angegriffen.