Ob die Nutzung der Almen und Wälder, das Thema Wolf oder Debatten um das Tierwohl: Konflikte zwischen Bauern und Bevölkerung haben ihren Ursprung oft im fehlenden gegenseitigen Verständnis füreinander. Aber welches Bild haben Bauern und die Landwirtschaft in der Gesellschaft? Und wie schätzen Bauern ihr eigenes Image ein? Antworten liefern zwei repräsenttaive Umfragen des Marktforschungsinstituts KeyQUEST. Zum Bild der Landwirtschaft wurden einerseits Konsumenten, andererseits Landwirte befragt.
Fremd- und Selbstbild klaffen auseinander
Das Ergebnis: 94 Prozent der 1033 Befragten haben ein positives Bild von den heimischen Landwirten. Unter den Landwirten selbst (3200 Befragte) bewerten allerdings nur 51 Prozent ihr eigenes Image als positiv. 46 Prozent haben sogar ein eher negatives Selbstbild.

"Dieses Ergebnis zeigt, dass wir noch stärker von der Wertschöpfung zur Wertschätzung kommen müssen", sagt Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). "87 Prozent sind bereit, für Produkte mit höheren Tierwohlstandards mehr zu bezahlen. Entscheidend ist, dass sich dieser Trend in den Kaufentscheidungen niederschlägt."
83 Prozent für Pflichtfach "Landwirtschaft" in der Schule
90 Prozent und mehr glauben, dass die heimischen Bauern die Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln sichern und ein wichtiger Teil der heimischen Kultur sind. Mehr als vier von fünf Österreichern sind überzeugt, dass der Beruf der Landwirte auch in Zukunft wichtig für die Gesellschaft sein wird.

Über die Hälfte der Befragten - insbesondere junge Menschen und an der Landwirtschaft Interessierte - sind der Ansicht, dass die Landwirtschaft in Schulen zu wenig behandelt wird, 96 Prozent unterstützen die Idee der "Besuche von Schulklassen auf Bauernhöfen", 83 Prozent wünschen sich sogar das Pflichtfach "Landwirtschaft" in der Schule. Köstinger betont, dass es wichtig sei, den Beruf des Landwirts attraktiver zu machen.

Qualität und Herkunft der Lebensmittel spielen wichtige Rolle
Die Ministerin will sich auch für die im Regierungsprogramm vereinbarte Umsetzung einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung in verarbeiteten Produkten und in der Gemeinschaftsverpflegung einsetzen. Denn das ist der Bevölkerung wichtig: Die Qualität von Lebensmitteln, das Tierwohl und die Herkunft der Lebensmittel sind laut Erhebung die Themen, die am meisten interessieren.
Mit dem Begriff Tierwohl würden die Konsumenten eine artgerechte Haltung, mehr Platz für die Tiere und eine bessere Produktqualität verbinden. "Für diese Ansprüche und Gegebenheiten spielen für die Landwirtschaft höhere Produktionskosten eine Rolle", sagt Josef Fradler vom Verein Nachhaltige Tierhaltung Österreich. Es brauche mehr Dialog zwischen Bevölkerung und Bauern.

Landwirte: In den Medien "zu negativ" dargestellt
Mehr als die Hälfte der Landwirte sieht sich in den Medien übrigens als "zu negativ" dargestellt. Das scheint aber keine große Auswirkung zu haben: Der Großteil der Konsumenten holt sich seine Infos von den Bauern selbst, im persönlichen Gespräch. Bundesbäuerin Andrea Schwarzmann meint, dass es Bildungs- und Beratungsangebote für die Landwirte brauche, damit sie "lernen, der Landwirtschaft ein Gesicht und eine Stimme zu geben".

Verglichen wurden die Umfrage-Ergebnisse auch mit einer ähnlichen Erhebung in Deutschland. In vielen Punkten würden sich die Ergebnisse überschneiden. Die österreichische Bevölkerung sei aber der Landwirtschaft gegenüber deutlich positiver eingestellt. "So haben in Österreich 94 Prozent der Bevölkerung ein positives Bild von den Landwirtinnen und Landwirten, während in der deutschen Studie nur ein Wert von 79 Prozent erreicht wurde", so Studienautor Johannes Mayr.
Die Umfragen wurden im November und Dezember 2020 und Februar 2021 auf Initiative der ARGE Bäuerinnen in Kooperation mit der Nachhaltigen Tierhaltung Österreich (NTÖ) im Rahmen des Projekts "Innerlandwirtschaftliche Bildungsinitiative für Agrarkommunikation" (IBAK) des Ländlichen Fortbildungsinstitut (LFI) durchgeführt.